Zwei Babys tot: Darum hat der Leipziger Zoo Elefantendame Hoa wieder decken lassen

Leipzig - Am Abend des 25. Januar erblickte im Leipziger Zoo ein kleiner Elefantenbulle das Licht der Welt (TAG24 berichtete). So erfreulich die Nachricht auch ist und so niedlich die Fotos sind: Die Aufzucht des kleinen Dickhäuters steht unter keinem guten Stern. Doch das dritte Kind von Mutter Hoa soll nun endlich eine Zukunft haben.

Die Pfleger im Elefantenhaus stehen unter besonderer Anspannung. Eine falsche Bewegung von Mutter Hoa könnte die monatelangen Bemühungen in Bruchteilen einer Sekunde zunichte machen.
Die Pfleger im Elefantenhaus stehen unter besonderer Anspannung. Eine falsche Bewegung von Mutter Hoa könnte die monatelangen Bemühungen in Bruchteilen einer Sekunde zunichte machen.  © Zoo Leipzig

Um 21.22 Uhr wurde das kleine Schwergewicht im Elefantenhaus des Leipziger Zoos geboren. Die Pfleger standen und stehen noch immer unter hoher Alarmbereitschaft, denn eine unbedachte Bewegung der 33-jährigen tonnenschweren Elefantendame könnte für das Jungtier zum Verhängnis werden - und das wäre nicht das erste Mal.

Rückblick: Für Hoa ist der kleine Bulle bereits das dritte Kind. 2012 trampelte sie ihr Junges kurz nach der Geburt tot, drei Jahre später musste das zweite Baby nach einer Oberschenkel-OP eingeschläfert werden (TAG24 berichtete).

2019 soll die Aufzucht nun endlich gelingen. Doch viele fragen sich: Wieso hat sich der Zoo trotz der schlechten Erfahrungen mit Hoa erneut dazu entschieden, die Elefantenkuh decken zu lassen?

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"Uns war bewusst, dass es nach den letzten Erfahrungen mit Hoa ein komplizierter Prozess werden würde", sagte Gerd Nötzold. "Wir arbeiten seit Jahrzehnten daran, eine funktionierende Elefantenherde in Leipzig aufzubauen. Es spielt eine wichtige Rolle, Mütter und Jungtiere in der Gruppe zu haben. Der einzige Hoffnungsträger dafür ist im Moment Hoa", so der Seniorkurator.

Und Direktor Prof. Jörg Junhold weiß um die wichtige Aufgabe des Zoos. "Asiatische Elefanten sind stark bedroht und wir haben mit Hoas Nachwuchs die Chance, uns für den Erhalt der Art stark zu machen. Sie ist nicht zuletzt unter genetischen Gesichtspunkten wertvoll für die europäische Population.

Auch für Hoa selbst und die Gruppe mit der neunjährigen Rani, die perspektivisch auch züchten kann, setzen wir wichtige Lernimpulse für das Erlernen sozialer Rollen im Herdenverbund."

Beruhigungsspritzen für Hoa in heiklen Situationen

Mehrere Pfleger kümmern sich rund um die Uhr um Mutter und Sohn. "Es ist eine extrem intensive Arbeit, die das ganze Team vor Ort leistet und so behutsam den Prozess vorantreibt", so Gerd Nötzold. Und auch seine kinderlosen Tanten Don Chung (36) und Rani (9) werden langsam an den Jungbullen gewöhnt. Übrigens: Während Don Chung für eine Erstgeburt zu alt ist, ist Rani erst in etwa acht Jahren geschlechtsreif.

Die Mitarbeiter beobachten genau, ob Hoa das Baby regelmäßig an ihre Zitzen zum Trinken lässt. Sollte die 33-Jährige zu aufgewühlt sein und ihr Kind nicht lassen, wird sie mit einer Spritze beruhigt (TAG24 berichtete). Nötzold betont: "Die wertvolle Muttermilch kann und muss Hoa dem Jungtier weiterhin gewähren, damit die Aufzucht gelingen kann."

Der Zoo zeigt sich gewappnet aber auch realistisch für die anstehenden und weiterhin intensiven Wochen zur Stärkung der Mutter-Kind-Bindung: "Die erste Woche zeigt uns, dass wir den eingeschlagenen Weg nur in sehr kleinen Schritten gehen können und nicht abschätzen können, ob er erfolgreich sein wird."

2015 musste die Elefantenherde um Muttertier Hoa (M.) Abschied von ihrem eingeschläferten Jungtier nehmen. Drei Jahre zuvor hatte sie ihr erstes Kalb totgetrampelt.
2015 musste die Elefantenherde um Muttertier Hoa (M.) Abschied von ihrem eingeschläferten Jungtier nehmen. Drei Jahre zuvor hatte sie ihr erstes Kalb totgetrampelt.  © Zoo Leipzig

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