17-Jährige lässt sich in "End-of-Life"-Klinik legal einschläfern

Den Haag (Niederlande) - "Mein Leiden ist unerträglich." Mit diesen Worten verabschiedete sich die 17-jährige Noa Pothoven aus Arnheim kürzlich auf Instagram. Als Grund gab das Mädchen schwere Depressionen infolge einer nicht verarbeiteten Vergewaltigung an.

Ein von Noa im Januar 2019 veröffentlichtes Bild.
Ein von Noa im Januar 2019 veröffentlichtes Bild.  © Facebook Screenshot Noa Pothoven

Die Jugendliche starb vergangenen Sonntag in einer nicht näher genannten "End-of-Life"-Klinik in der Niederlande.

Noa Pothoven wurde laut Bericht von AD.nl in Arnheim geboren und in ihrer Kindheit sexuell missbraucht und vergewaltigt.

Da die Teenagerin das Erlebte offenbar bis zuletzt nicht verarbeiten konnte, beantragte sie die Durchführung eines ärztlich assistierten Suizids.

Gefährlicher Social-Media-Trend: Frau stirbt fast an Bräunungsspray!
Großbritannien Gefährlicher Social-Media-Trend: Frau stirbt fast an Bräunungsspray!

In Den Haag wurde ihr dieses Recht schließlich gewährt. In den Niederlanden kann Sterbehilfe von Kindern ab 12 Jahren beantragt werden.

In einem Social-Media-Beitrag machte Noa ihre Entscheidung einen Tag vor ihrem Tod öffentlich: "Ich habe lange überlegt, ob ich das teilen soll oder nicht, aber ich habe mich trotzdem dazu entschlossen."

"Vielleicht überrascht das einige angesichts meiner Beiträge zum Thema Krankenhausaufenthalt, aber mein Plan ist schon lange da und nicht impulsiv. Ich komme gleich auf den Punkt: Innerhalb von maximal 10 Tagen werde ich sterben."

"Nach Jahren des Kämpfens bin ich erschöpft. Ich habe jetzt eine Weile aufgehört, zu essen und zu trinken, und nach vielen Diskussionen und Bewertungen meines Falls wurde beschlossen, mich gehen zu lassen, weil mein Leiden unerträglich ist."

Euthanasie in den Niederlanden? Sterbehilfe unterliegt strengen Regelungen

In ihrer Autobiografie erzählt die Jugendliche von ihrem Trauma.
In ihrer Autobiografie erzählt die Jugendliche von ihrem Trauma.  © Instagram Screenshot @noamaestro

"Ich fühle mich nicht lebendig, sondern überlebe nur noch. Ich atme, aber lebe nicht mehr", ergänzte Noa.

Wie schlimm die holländische Jugendliche mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen hatte, erzählte sie bereits zuvor in einer Autobiografie namens "Winnen of Leren" (Gewinnen oder Lernen).

Durch die Vergewaltigung litt sie an einer posttraumatischen Belastungsstörung, Depressionen und Magersucht.

Fähre kracht auf Anlegestelle: Rund 30 Verletzte auf Mittelmeerinsel
Italien Fähre kracht auf Anlegestelle: Rund 30 Verletzte auf Mittelmeerinsel

Bei der Veröffentlichung ihres Buchs sagte Noa, sie wolle damit schutzbedürftigen Jugendlichen helfen, die mit dem Leben zu kämpfen haben.

In den Niederlanden gäbe es leider keine spezialisierten Einrichtungen oder Kliniken, in denen Jugendliche psychologische oder körperliche Hilfe in Anspruch nehmen könnten.

Sterbehilfe ist nach niederländischem Recht legal, solange sie in Übereinstimmung mit den strengen Standards zur Euthanasie durchgeführt wird.

Diese werden im sogenannten "Gesetz über die Beendigung des Lebens durch Antrag auf assistierten Suizid" beschrieben, das 2001 im Parlament verabschiedet und 2002 zum Gesetz wurde.

Der tragische Fall erinnert an die 29-jährige Aurelia Brouwers, die im vergangenen Jahr ebenfalls Sterbehilfe in Den Haag beantragte, da sie unter schwerer Depression litt (TAG24 berichtete).

Mit diesem letzten Foto verabschiedete sich Noa einen Tag vor ihrem Freitod.
Mit diesem letzten Foto verabschiedete sich Noa einen Tag vor ihrem Freitod.  © Instagram Screenshot @noamaestro

Normalerweise zieht die Redaktion es vor, nicht über mögliche Suizide beziehungsweise Beihilfe zur Selbsttötung zu berichten. Da sich der Vorfall aber im öffentlichen Raum abgespielt hat, hat sich die Redaktion entschieden, ihn zu thematisieren.

Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, bei der Telefonseelsorge findet Ihr rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge, bundeseinheitliche Nummer: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Mehr zum Thema Niederlande: