Brandanschlag von Solingen: Friedensbotschafterin Mevlüde Genç in Türkei beigesetzt

Solingen/Istanbul – Die Friedensbotschafterin und Überlebende des rechtsextremistischen Brandanschlags von Solingen 1993, Mevlüde Genç, ist in der Türkei beigesetzt worden.

Am 1. November hatte es eine Gedenkveranstaltung für Genç in Solingen gegeben.
Am 1. November hatte es eine Gedenkveranstaltung für Genç in Solingen gegeben.  © Christoph Reichwein/dpa

An dem Begräbnis in dem nordtürkischen Dorf Mercimek hätten neben Familienmitgliedern auch der deutsche Botschafter in der Türkei sowie türkische Politiker teilgenommen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch.

Ihr Leichnam sei am Morgen in die Schwarzmeer-Stadt Samsun geflogen worden und später, gehüllt in eine türkische Flagge, zum Dorffriedhof gebracht worden.

Genç war in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Alter von 79 Jahren gestorben. Sie hatte bei dem verheerenden Brandanschlag von Rechtsextremisten 1993 fünf Familienangehörige verloren. Trotzdem hatte sie nach der mörderischen Tat zur Versöhnung aufgerufen.

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Anadolu zufolge sagte die Schwester bei der Beerdigung, ihre Familie kenne weder Hass noch Rachsucht.

Am 29. Mai 1993 hatten Rechtsextreme das Haus der Familie in Solingen in Brand gesetzt. Das Ehepaar Genç verlor zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte. 17 Familienmitglieder überlebten zum Teil schwer verletzt.

Mevlüde Genç (†79) setzte sich seit dem Erlebten dafür ein, Rechtsextremismus Einhalt zu gebieten.
Mevlüde Genç (†79) setzte sich seit dem Erlebten dafür ein, Rechtsextremismus Einhalt zu gebieten.  © Bernd Thissen/dpa

Spezielle Medaille für Genç

Für ihren Einsatz um Versöhnung hatte Mevlüde Genç das Bundesverdienstkreuz erhalten. Die NRW-Landesregierung stiftete 2018 ihr zu Ehren eine Mevlüde-Genç-Medaille.

Sie wird jährlich rund um den Jahrestag des Brandanschlags von Solingen am 29. Mai an Menschen verliehen, die sich um Versöhnung, Toleranz und Zusammenhalt verdient gemacht haben.

Titelfoto: Montage: Christoph Reichwein/dpa, Bernd Thissen/dpa

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