Philosoph plädiert für Handyverbot: Eltern agieren "wie Drogendealer"
Von Christoph Driessen und Alina Eultgem
Köln - Der Philosoph Peter Sloterdijk (78) hält ein Handyverbot für Kinder und Jugendliche an Schulen für sinnvoll. Man habe "die Dinge zu sehr schleifen lassen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Köln.
Alles in Kürze
- Philosoph Peter Sloterdijk plädiert für Handyverbot an Schulen
- Sloterdijk vergleicht Smartphones mit Drogen
- Eltern verhalten sich wie Drogendealer gegenüber ihren Kindern
- Handys schädigen laut Sloterdijk das Hirn und fördern Persönlichkeitsstörungen
- Ein Handyverbot könne Kinder vor Medien-Wahnsinn schützen

"In den Schulen sind Zustände herangereift, mit denen wir nicht glücklich sein können. Handys müssten unter das Drogenverbot fallen, dann erübrigt sich die Debatte", meint Sloterdijk.
Dieses Verbot könne gar nicht früh genug einsetzen, denn ein Entzug sei bei jeder Form von Sucht immer außerordentlich schwierig.
Hinzu kommt, dass man mit einem Handyverbot endlich dafür sorgen könne, dass Kinder vor dem Medien-Wahnsinn geschützt werden, inklusive des Einflusses anonymer Mächte aus dem Netz.
"Man darf es den medialen Einbrechern, die in die Kinderstuben eindringen, nicht so einfach machen", sagt er.
Smartphones haben laut Sloterdijk Drogenqualität


Für Sloterdijk haben Smartphones ebenfalls Drogenqualität: "Sie schädigen das Hirn, evozieren Persönlichkeitsstörungen ohne Ende. Derzeit werden sie als Informationsmedien mystifiziert, aber kein Junge, kein Mädchen verwendet sie so. Es sind Partydrogen, um sich in der Fünf-Minuten-Pause schnell noch einen Kick zu verpassen."
Hier sieht der Philosoph die Eltern in der Pflicht: "Denn sehr viele Eltern verhalten sich selber wie Drogendealer, die ihren Kindern dieses Ding in die Hand drücken. Wenn das Kind erst einmal Smartphone-süchtig geworden ist, ist das für die Eltern eine große Entlastung, weil sie weniger Zeit mit ihm verbringen müssen - das Kind hat ja nun einen digitalen Spielgefährten."
Titelfoto: Bildmontage: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa, Marcus Brandt/dpa