Problem Kitas und Erzieher: Politik sucht nach Lösungen
Von Christopher Kissmann
Magdeburg - Angesichts sinkender Kinderzahlen ringt die Politik in Sachsen-Anhalt um Lösungen, wie das Kita-System für die Zukunft aufgestellt werden kann und Erzieher in den Einrichtungen gehalten werden können.
Alles in Kürze
- Sachsen-Anhalt ringt um Lösungen für Kita-System.
- Weniger Kinder geboren: 12.500 Geburten im letzten Jahr.
- Erzieher abwandern in andere Bundesländer wegen besserer Bezahlung.
- Sozialministerin will kleine Kitas im ländlichen Raum erhalten.
- Kleine Kitas sind für Kommunen finanziell kaum tragbar.

Linken-Fraktionsvorsitzende Eva von Angern (48) verwies in einer Debatte im Landtag darauf, dass in Sachsen-Anhalt immer weniger Kinder geboren werden.
Im vergangenen Jahr sei mit 12.500 Geburten ein neuer Tiefstand erreicht worden. Von Angern warnte vor den Folgen für das Kita-System und vor der Abwanderung von Erziehern in andere Bundesländer. Dort bekämen die Fachkräfte mehr Gehalt, sagte sie.
Man müsse alles daran setzen, das ausgebildete Personal in den Kitas in Sachsen-Anhalt zu halten und die Personalschlüssel zu verbessern, forderte von Angern. Mit 9,7 Kindern pro Erzieher weiche der Personalschlüssel weit von der in Fachkreisen anerkannten Empfehlung von 7,5 Kindern pro Erzieher ab, so die Linken-Politikerin.
Doch wenn das Land den Personalschlüssel anheben würde, müsste es auch noch mehr Geld für die Kinderbetreuung ausgeben.
Debatte im Landtag: "Kleine Kitas finanziell kaum tragbar"

Sozialministerin Petra Grimm-Benne (63, SPD) will verhindern, dass Einrichtungen im ländlichen Raum von der Landkarte verschwinden. In Sachsen-Anhalt seien aber in den vergangenen Jahren auch viele Verbesserungen erreicht worden, sagte sie.
Grimm-Benne verwies auf vom Land übernommene Tarifsteigerungen sowie die Entlastung von Mehrkindfamilien. Außerdem finanziere das Land 255 zusätzliche Stellen über den Personalschlüssel hinausgehend, sagte die SPD-Politikerin.
Mehrere Fraktionen verwiesen darauf, dass es schwierig werden könnte, kleine Einrichtungen zu erhalten. "Kleine Kitas mit hohem Investitionsbedarf sind für viele Kommunen finanziell kaum tragbar. Das muss offen benannt werden", erklärte der CDU-Abgeordnete Tim Teßmann (36).
Die Grünen-Abgeordnete Susan Sziborra-Seidlitz (47) forderte die Kommunen auf, für ein tragfähiges und bedarfsgerechtes Netz zu sorgen. Man dürfe nicht auf eine "kalte Marktbereinigung" warten, sagte Sziborra-Seidlitz.
AfD-Fraktionsvize Gordon Köhler (38) warf der Landesregierung vor, nichts gegen die "demografische Katastrophe" zu unternehmen. Nötig sei eine familienpolitische Wende - ohne Kinder brauche man auch nicht über die Zukunft der Kitas diskutieren, sagte er.
Titelfoto: Maximilian von Klenze/dpa