Ab 2026 fließt Gas aus Katar nach Deutschland: Energieminister einigen sich

Berlin/Doha - Na schau mal einer an! Da diskutieren wir seit Wochen darüber, wie schlimm die WM in Katar ist, um dann mit dem Land am Persischen Golf einen langfristigen Gas-Deal abzuschließen. Ab 2026 sollen jährlich bis zu zwei Millionen Tonnen verflüssigtes Erdgas (LNG) den Weg nach Deutschland, genauer nach Brunsbüttel, finden.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) im März mit Katar-Energieminister Saad Sherida al-Kaabi (55).
Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) im März mit Katar-Energieminister Saad Sherida al-Kaabi (55).  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Am heutigen Dienstag unterzeichnete der Energieriese Qatar Energy ein Abkommen mit dem US-Unternehmen Conoco Phillips, dass das Gas künftig zum gerade noch im Bau befindlichen Flüssiggasterminal nach Brunsbüttel in Schleswig-Holstein schaffen soll - und das für eine Dauer von mindestens 15 Jahre.

"15 Jahre ist super", freut sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne). Es hätte auch längere Verträge geben können, verwies er auf das Ziel, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Auf dem Weg dahin müsse der Gasverbrauch schrittweise reduziert werden.

Doch was bedeuten bis zu zwei Millionen Tonnen LNG pro Jahr eigentlich? Hierzu eine kleine Rechnung: Die Energiebranche setzt eine Tonne Flüssiggas mit 14.573 Kilowattstunden gleich.

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Zwei Millionen Tonnen bedeuten also 29,146 Milliarden Kilowattstunden oder rund 30 Terawattstunden. 2021 hatte Deutschland einen Gesamtverbrauch von rund 1016 Terawattstunden Erdgas - die vereinbarte Menge an Katar-LNG entspräche also in etwa drei Prozent des letztjährigen Verbrauches.

"Wir müssen aber knapp 500 Terawattstunden ersetzen, die bislang über russische Gaslieferungen gedeckt wurden", so Timm Kehler, Vorstand vom Branchenverband Zukunft Gas. Um die Versorgung auch langfristig sicherzustellen, gebe es noch viel Arbeit.

Darum liefert Katar nur so wenig Gas an Deutschland

Diese unscheinbare Industrieanlage in Brunsbüttel soll mal die Energiesicherheit in Deutschland gewährleisten.
Diese unscheinbare Industrieanlage in Brunsbüttel soll mal die Energiesicherheit in Deutschland gewährleisten.  © Marcus Brandt/dpa

Warum also nicht mehr Gas aus Katar und wieso erst 2026? Schneller könne man nicht helfen, verwies Katars Energieminister Saad Sherida al-Kaabi (55) im "Bild"-Gespräch darauf, dass Deutschland noch kein fertiges LNG-Terminal habe. "Wir haben bereits zugesagt, dass wir keine Mengen aus Europa abziehen werden.

Mehr können wir nicht tun." Gleichzeitig arbeite man bereits "mit anderen Unternehmen daran, größere Mengen nach Deutschland zu bringen". "Wir werden so viel liefern, wie wir Aufträge bekommen", eine maximal mögliche Menge gebe es "nicht wirklich".

Maximal mögliche Mengen würden dann wohl allerdings auf noch deutlicheren Widerstand der Deutschen Umwelthilfe stoßen. Die ist schon mit dem aktuellen Deal alles andere als einverstanden.

"Der Gas-Deal mit einer LNG-Lieferung ab 2026 hilft nicht in der gegenwärtigen Krise, schafft mit seiner Laufzeit über 15 Jahre aber eine neue langfristige Abhängigkeit", sagt Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner (59).

Ähnlich sieht es auch die Linke in Persona des stellvertretenden Vorsitzenden, Lorenz Gösta Beutin (44). "Die Gaslieferungen ab 2026 sind wirkungslos für die aktuelle Energiekrise, schaffen aber langfristige Energieabhängigkeit bis 2041 mit einem Land, das Menschenrechte mit Füßen tritt und am blutigen Krieg gegen den Jemen beteiligt ist."

Lest auch den Kommentar dazu: Was unser Redakteur zur deutschen Doppelmoral in der Causa Katar sagt.

Titelfoto: Tobias SCHWARZ / AFP

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