Gas-Deal mit Katar: Hört auf, Zeichen zu setzen, macht endlich mal was!
Berlin/Doha - Kommentar: Wisst Ihr, was der Deutsche so richtig gut kann? Zeichen setzen! Und wisst Ihr, was der Deutsche gar nicht gut kann? Zu seiner Überzeugung stehen, wenn es drauf ankommt. Das beweist der neueste Gas-Deal mit Katar eindrucksvoll.
Was haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten nicht über die WM in Katar geschimpft. Ein Winterturnier in einem Land, etwa halb so groß wie Hessen, das seine Arbeitskräfte mehr als fragwürdig behandelt und Homosexuelle als geistig geschädigt bezeichnet - das geht gar nicht!
Immer wieder und immer vehementer forderte die Gesellschaft von Spielern und Fans ein sichtbares Zeichen ein, um sich gegen diese Ungeheuerlichkeiten zu stellen. Von irgendwelchen Binden mit falschen Regenbögen war genauso die Rede, wie davon, einfach den Fernseher auszulassen.
Einige änderten gar in alter Tradition auf Facebook, Instagram und Co. ihr Profilbild, um zu zeigen: "Ich bin dagegen!" Es tut ja nicht weh ...
Und genau das ist das Problem! Es ist inzwischen gute deutsche Tradition geworden, in einer Übermoral, die schon fast wehtut, Missstände irgendwo auf der Welt anzuprangern.
Dem edlen Motiv möchte man sich an der Stelle gar nicht verschließen, doch muss man auch dazu stehen, wenn es zählt. Noch in der vergangenen Woche saß Nancy Faeser in Katar mit der "One Love"-Binde auf der Tribüne, nun bezieht Deutschland große Mengen Gas aus Katar.
Das mag alternativlos scheinen, doch wäre es das nicht, wenn man auch bei der Energieversorgung - anstatt auch hier andauernd irgendwelche Zeichen zu setzen - mal früher gehandelt und schon vor Jahren auf erneuerbare Energien gesetzt hätte. Aber das wäre dann ja nicht nur mit einem neuen Profilbild oder einer Kapitänsbinde, sondern mit richtiger Mühe verbunden gewesen ...
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Titelfoto: Montage:Bernd von Jutrczenka/dpa, Sebastian Gollnow/dpa & Eric Münch