Experten geben Auskunft: Haben wir im Winter genug Strom?

Berlin - Wenn wir schon kein Gas haben, dann wenigstens Strom! Mit dieser gehörigen Portion Galgenhumor blicken aktuell wohl viele Deutsche auf die anstehenden Wintermonate. Doch stimmt das eigentlich? Werden wir im Winter genug Strom haben? Ja, sagen Experten, die in der Gefahr eines kompletten "Blackouts" nur eine geringe sehen.

Müssen wir im Winter auch bei der Stromversorgung eine Alarmstufe Rot befürchten?
Müssen wir im Winter auch bei der Stromversorgung eine Alarmstufe Rot befürchten?  © Federico Gambarini/dpa

"Ich persönlich bereite mich nicht auf einen Blackout vor", sagt beispielsweise Tobias Federico, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Energy Brainpool.

Trotz der Abschaltung der letzten deutschen Kernkraftwerke Ende des Jahres rechne er nicht mit Engpässen bei der Versorgung. Seinen Optimismus zieht Federico nicht zuletzt daraus, dass wieder verstärkt auf Steinkohle gesetzt werde.

Bereits vor einigen Tagen hatte sich das Bundeswirtschaftsministerium in einer Analyse zur Stromversorgung ebenfalls zuversichtlich gezeigt, "dass ein sicherer Betrieb des Elektrizitätsversorgungsnetzes im Winter 2022/23 gewährleistet ist".

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Um aber wirklich auf Nummer sicher zu gehen, ordnete Minister Robert Habeck (52, Grüne) gleich noch einen weiteren "Stresstest" unter "weiter verschärften Bedingungen" an.

Apropos verschärfte Bedingungen: "Nach unseren bisherigen Analysen ist es durchaus möglich, dass es im Winter in einigen Stunden knapp werden könnte", sagt Experte Thorsten Lenck.

Bedingt wird seine Sorge durch massive Probleme unserer französischen Nachbarn mit ihren Atomkraftwerken. Wegen kleiner Risse im Notkühlsystem oder wegen Wartungsarbeiten stehen dort aktuell viele Reaktoren still. Gehen sie nicht wieder rechtzeitig ans Netz, wartet eine große Herausforderung auf das europäische Stromnetz.

Thema Gas spielt auch bei Stromversorgung eine Rolle

Heizen im Winter zu viele Menschen per Strom, könnte es fürs Netz knapp werden.
Heizen im Winter zu viele Menschen per Strom, könnte es fürs Netz knapp werden.  © Andrea Warnecke/dpa-tmn

Auch spielt das leidige Thema Gas eine direkte und indirekte Rolle bei der deutschen Energieversorgung. Gaskraftwerke, die bislang bei Lastspitzen die Stabilität des Netzes mit gewährleistet haben, könnten bei fehlender Versorgung ausfallen.

Weiter sorgt sich Experte Christoph Maurer vom auf Energie spezialisierten Berater Consentec darum, dass zu viele Menschen plötzlich elektrisch heizen und somit das Stromnetz bis zum Kollaps belasten könnten. "Das ist ein Szenario, das man fast um jeden Preis verhindern muss."

Bleibt nur noch eine letzte Frage zu klären: In welche Richtung entwickelt sich eigentlich der Strompreis in den kommenden Wochen und Monaten?

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"Spätestens zum Jahreswechsel rechnen wir erneut mit flächendeckenden Strompreiserhöhungen für Millionen Haushalte", so Energieexperte Thorsten Storck von Verifox.

So heftig wie beim Gas wird der Anstieg beim Strompreis aber wohl nicht ausfallen, ergänzt Florian Stark von CHECK24.

Titelfoto: Federico Gambarini/dpa

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