Weil politisch nichts passiert: Long-Covid-Betroffene machen auf katastrophale Lage aufmerksam

Berlin - Corona ist weitestgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden. Für jene, die keine Folgeschäden einer Infektion oder gar einer Impfung davongetragen haben, geht das Leben wie gewohnt weiter. Nicht aber für Betroffene von Long Covid, des Chronischen Fatigue-Syndroms (ME/CFS) und von Impfschäden.

Hunderte Rollstühle stehen am Dienstag vor dem Bundestag. Sie symbolisieren die Schicksale von Long-Covid-, ME/CFS- und Post-Vakzin-Syndrom-Betroffenen.
Hunderte Rollstühle stehen am Dienstag vor dem Bundestag. Sie symbolisieren die Schicksale von Long-Covid-, ME/CFS- und Post-Vakzin-Syndrom-Betroffenen.  © privat

Am heutigen Dienstag veranstaltet die Initiative "NichtGenesen" von 11 bis 16 Uhr eine stille Protestaktion vor dem Deutschen Bundestag.

"Hunderte Rollstühle und Rollatoren bestückt mit Portraits von Betroffenen aus ganz Deutschland werden dazu auf der Rasenfläche aufgestellt. Die Portraits stehen dabei stellvertretend für Millionen Betroffene, die aufgrund ihrer Erkrankungen nicht selbst vor Ort sein können", heißt es in der Pressemitteilung.

Es ist bereits die dritte Aktion von "NichtGenesen". Schon im Januar machten Erkrankte, von denen es in Deutschland ein bis zwei Millionen geben könnte, mit Hunderten Feldbetten vor dem Reichstag auf die schlechte Versorgungssituation aufmerksam. Auch im März standen sie mit Bannern und Plakaten vor dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

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Kurz darauf sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) Hilfen für Menschen mit Langzeitfolgen einer Infektion oder einer Impfung zu. 100 Millionen will der Minister im Haushalt für 2024 verhandeln.

Doch ob es wirklich so viel Geld für die Betroffenen gibt, ist unklar.

Die Initiative "NichtGenesen" gibt Betroffenen auf Instagram ein Gesicht

NichtGenesen-Gründerin Ricarda Piepenhagen: "Long Covid, ME/CFS und Post-Vac sind ein Massen-Behinderungs-Ereignis"

Karl Lauterbach (60, SPD) versprach Long-Covid- sowie Post-Vac-Betroffenen Hilfen in Form von 100 Millionen Euro für Versorgungsforschung.
Karl Lauterbach (60, SPD) versprach Long-Covid- sowie Post-Vac-Betroffenen Hilfen in Form von 100 Millionen Euro für Versorgungsforschung.  © Britta Pedersen/dpa

Unsicher ist auch, ob mehr Forschungsgelder für Long Covid, das Chronische Fatigue-Syndrom und das Post-Vakzin-Syndrom fließen werden. Bislang investierte Deutschland rund 22 Millionen Euro in die Long-Covid-Forschung. "Zu wenig!", findet Gründerin und Sprecherin der Initiative "NichtGenesen", Ricarda Piepenhagen.

Die Lehrerin leidet selbst seit November 2021 an Long Covid und ist seitdem arbeitsunfähig. Sie und ihr Team fordern mindestens 200 Millionen Euro für Aufklärung, Forschung und Versorgung aller drei Krankheitsbilder.

"Long Covid, ME/CFS und Post-Vac sind ein Massen-Behinderungs-Ereignis", stellt sie gegenüber TAG24 klar.

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"Wir vertreten Kinder, die künstlich ernährt werden müssen; Väter, die nicht mehr laufen können und jetzt im Rollstuhl sitzen; Mütter, die wegen Geräusch- und Lichtempfindlichkeit im abgedunkelten Raum liegen und nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu versorgen", so Piepenhagen weiter.

Bleibt zu hoffen, dass Politiker endlich den Ernst der Lage erkennen und den Betroffenen schnellstmöglich Hilfe zukommen lassen.

Titelfoto: Bildmontage: privat, Britta Pedersen/dpa

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