Öl-Embargo gegen Russland: Müssen wir uns nun auf Horror-Preise an den Tankstellen gefasst machen?

Berlin - Nach dem Öl-Embargo gegen Russland ist die Raffinerie im brandenburgischen Schwedt nur noch zur Hälfte ausgelastet. Ist die Versorgung Ostdeutschlands mit Erdöl nun in Gefahr?

An ostdeutschen Tankstellen wie hier bei Shell könnte es bald noch teurer werden. Der Ölriese gehört zu den Eigentümern der PCK-Raffinerie.
An ostdeutschen Tankstellen wie hier bei Shell könnte es bald noch teurer werden. Der Ölriese gehört zu den Eigentümern der PCK-Raffinerie.  © Alastair Grant/AP/dpa

Seit dem 5. Dezember darf in die Europäische Union kein Tanker-Öl mehr aus Russland eingeführt werden. Zusätzlich wird seit dem 1. Januar nun auch die "Druschba"-Pipeline sanktioniert.

Die Begründung der Bundesregierung: Dem Kreml sollen damit Gelder für den Krieg gegen die Ukraine entzogen werden.

Nun drohen jedoch insbesondere Berlin und weiten Teilen Ostdeutschlands Versorgungsengpässe sowie Preisschocks an den Tankstellen.

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Wirtschaftspolitik Es geht um mehrere Milliarden Euro: Kabinett stimmt Nachtragshaushalt zu

Laut der PCK-Raffinerie in Schwedt laufen neun von zehn Autos in Brandenburg mit Treibstoffen aus Schwedt. Um die Anlage wenigstens bei einer Auslastung von circa 70 Prozent halten zu können, sollen nun Alternativen aus Polen und Kasachstan über den Rostocker Hafen kommen.

Prof. Jens Südekum (47) aus dem wissenschaftlichen Beirat des Wirtschaftsministeriums zeigte sich gegenüber BILD skeptisch: "Auf die Versorgung mit kasachischem Öl zu vertrauen ist heikel. Druschba ist eine russische Pipeline und sie führt über russisches Staatsgebiet. Wir würden uns erneut von Putin abhängig machen."

Ein erster Vertrag eines PCK-Gesellschafters mit der staatlichen Ölhandelsgesellschaft in Kasachstan ist bereits abgeschlossen. Aus Polen gab es noch keine konkreten Zugeständnisse.

Die PCK-Raffinerie in Schwedt leidet unter Produktionsknappheit. Einige Mitarbeiter sollen sich bereits in Kurzarbeit befinden.
Die PCK-Raffinerie in Schwedt leidet unter Produktionsknappheit. Einige Mitarbeiter sollen sich bereits in Kurzarbeit befinden.  © Joerg Carstensen/dpa

Opposition im Bundestag fordert konkrete Aussagen vonseiten der Bundesregierung

Vertreter der Opposition kritisierten das lange Zögern der Ampel-Koalition. "Das war wider Erwarten sehr ernüchternd, weil die Bundesregierung nicht in der Lage war, dem Bundestag über konkrete Vertragsinhalte zu Liefermengen, Daten und Kosten Auskunft zu geben, die nötig sind, um die Kapazität vor allen Dingen des PCK zu erhöhen", so der Abgeordnete Christian Görke (60, Linke).

Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (42, CDU) sagte gegenüber BILD: "Die Ampel wiegt den Osten in falscher Sprit-Sicherheit. Sie hat zu wenig für die Versorgung der Raffinerie in Schwedt getan. Die Versorgung steht auf wackeligen Beinen."

Bis zum 16. Januar ist die "Druschba"-Pipeline nun ohnehin stillgelegt. Russland führt laut eigenen Angaben derzeit Wartungsarbeiten durch.

Titelfoto: Joerg Carstensen/dpa

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