Von André Klohn
Kiel - Einmal mit der "Gorch Fock" über den großen Teich? Mit "Work & Travel" wirbt das Segelschulschiff der Deutschen Marine mit einem neuen Konzept um Nachwuchs. Das Programm habe eine niedrige Einstiegsschwelle, Interessierte müssten sich nur für sechs Monate verpflichten, sagte Kommandant Elmar Bornkessel der Deutschen Presse-Agentur. "Und dann kann man nächstes Jahr bei der Amerika-Reise dabei sein."
Im Frühjahr soll der 89 Meter lange Dreimaster in Richtung USA aufbrechen. Am 4. Juli wollen Crew und Schiff in New York an den Feierlichkeiten zum 250. Unabhängigkeitstag teilnehmen.
Nach weiteren Stationen - unter anderem in Boston - soll Ende Juli von Halifax aus die Rückreise über Island nach Kiel starten.
"Es gibt ein besonderes Bewerbungsverfahren", so Bornkessel. Nach drei Monaten Grundausbildung und einem Monat in einem Heimatschutzverband warte nach der Marineschule die Bark.
Es folge einer von drei gut sechswöchigen Reiseabschnitten der Amerikareise der "Gorch Fock". Danach ende die Dienstzeit. "Oder man sagt: Ich upgrade und bleibe länger."
Neben körperlicher Fitness müssen Teilnehmende die Enterausbildung am Übungsmast der Marineschule abschließen. Spätestens am 16. Februar muss der freiwillige Wehrdienst beginnen. "Wir haben pro Reiseabschnitt 25 Plätze", sagte Bornkessel. Das Programm wolle er nach der Amerikareise fortsetzen und pro Jahr 100 Plätze dafür anbieten.
Zahlen über den Stand an Bewerbern konnte die Marine nicht liefern. Ende Juli berichtete die Bundeswehr jedoch allgemein von einem Anstieg bei freiwilligen Wehrdiensten um 15 Prozent im Vorjahresvergleich auf 11.350 Soldaten (Stichtag 21. Juli).
Tapferkeit an Bord sei wichtig
Das Schiff wird eigentlich zur Ausbildung von Marineoffizieren und -unteroffizieren eingesetzt. Für angehende Offizierinnen und Offiziere geht es an Bord jedoch nicht nur um die seemännische Ausbildung.
Für ihn ginge es im Wesentlichen um andere Dinge, sagte Bornkessel. "Kriegstüchtigkeit heißt ja nicht nur moderne Schiffe, Munition, gute Ausrüstung, sondern es ist auch das Mindset, das wir benötigen, um in den Kampf zu gehen und Gefechte zu führen."
Grundlegende Tugenden wie Durchhaltefähigkeit, Teamfähigkeit und in gewisser Weise Tapferkeit seien wichtig, weiß Bornkessel. Das sei vielleicht etwas in den Hintergrund gerückt.
"Jemand, der bei 40 Knoten in die Takelage geht, um ein Segel zu packen, der zeigt eine Form von Tapferkeit, die mit Sicherheit auch an Bord von modernen Kriegsschiffen in der Operationszentrale wieder abgerufen werden kann."
Jegliche Ausbildung an Bord von modernen Kriegsschiffen könne immer nur Simulation sein, so der Kommandant. An Bord des Segelschiffes herrsche ein anderer Druck. "Der Druck ergibt sich aus der Notwendigkeit der Situation, dass wir mit der 'Gorch Fock' auf den Weltmeeren unterwegs sind, Wind und Wetter ausgesetzt sind."
Auch deshalb will Bornkessel nicht nur wieder mehr Zeit mit der "Gorch Fock" auf See verbringen, sondern wieder mehr segeln als früher. Künftig soll es wieder mehr Frühjahrs- und Herbstreisen des Schiffs geben. Die Törns im Frühjahr sollen dabei den Fokus auf Work & Travel haben.