Bau-Turbo für die Bundeswehr: Militär darf Vorschrift übergehen

Von Martin Oversohl

Stuttgart – Aus Sorge vor der wachsenden Bedrohung in Europa will die Landesregierung Bauprojekte der Bundeswehr deutlich erleichtern.

Die Bundeswehr soll in baden-Württemberg wachsen und braucht dafür neue Bauten. (Symbolbild)
Die Bundeswehr soll in baden-Württemberg wachsen und braucht dafür neue Bauten. (Symbolbild)  © Hannes P Albert/dpa

Militärbauten sollen von Vorschriften des Landes befreit werden – vom Bauordnungsrecht über das Denkmal- und Straßenrecht bis hin zum Wasser- und Naturschutzrecht, teilte Bauministerin Nicole Razavi (CDU) in Stuttgart mit. Bundes- und EU-Vorgaben würden weiter gelten, im Land selbst sollen hingegen viele Hürden fallen.

"Verteidigungsfähig werden, um sich nicht verteidigen zu müssen – darum geht es", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Es werde mehr Übungen und Truppenverlegungen geben, die Bundeswehr benötige mehr und neue Infrastruktur.

Der Landtag soll daher einen entsprechenden Gesetzentwurf noch vor der Wahl im März 2026 beraten. Innenminister Thomas Strobl (CDU) nannte das Vorhaben einen zentralen Baustein, um die Widerstandskraft des Landes zu erhöhen, weil man sich auf die USA nicht mehr bedingungslos verlassen könne.

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Ob Gefechtsstände oder Funkanlagen, Flugplätze, Kasernen oder Depots – alles soll "schnell, einfach und unbürokratisch" entstehen können. Auch Wohnsiedlungen für Soldatinnen, Soldaten und ihre Familien können erfasst sein, wenn sie klar einem Standort der Bundeswehr zugeordnet sind.

Bundeswehr baut, Umweltverbände schlagen Alarm: "Rote Linie"

Der Bundeswehr sollen neue Bauten erleichtert werden. Denkmal-, Wasser- und Naturschutzrecht bleiben womöglich auf der Strecke. (Symbolbild)
Der Bundeswehr sollen neue Bauten erleichtert werden. Denkmal-, Wasser- und Naturschutzrecht bleiben womöglich auf der Strecke. (Symbolbild)  © Stefan Sauer/dpa-Zentralbild/dpa

Natur- und Forstverbände kritisieren das Gesetz allerdings scharf. Aus ihrer Sicht sind notwendige Verteidigungsprojekte schon heute beschleunigt möglich, wenn Behörden eng zusammenarbeiten.

Sie fürchten ein gefährliches Sonderrecht, das Naturschutz, Klima- und Denkmalschutz im Land dauerhaft schwächt – etwa, wenn neue Militärflächen in Wälder rücken oder Flugplätze erweitert werden.

"Wir sind nicht im Verteidigungsfall", sagte Johannes Enssle, der Landesvorsitzende des NABU Baden-Württemberg. "Wer in dieser Situation Umwelt-, Natur- und Wasserschutzrecht pauschal aushebeln will, überschreitet eine rote Linie." Sicherheit gebe es nicht gegen Lebensgrundlagen, sondern nur mit deren Schutz.

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Die Landesregierung hält dagegen: Bundes- und europarechtliche Standards des Umwelt-, Klima- und Naturschutzes würden vom Gesetzentwurf unberührt bleiben, teilt das Staatsministerium mit.

Titelfoto: Hannes P Albert/dpa

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