Soldaten und Personenschützer beim rechtsextremen "Nordbund"?

Hannover/Berlin - Steht die Bundeswehr vor einem neuen Rechtsextremismus-Skandal? Das legen Berichte über die Gruppe "Nordbund" nahe. Pikant: Mindestens ein Personenschützer soll unter den Verdächtigen sein.

Die Anzeige eines Feldjägers machte den MAD-Einsatz öffentlich. (Symbolbild)
Die Anzeige eines Feldjägers machte den MAD-Einsatz öffentlich. (Symbolbild)  © Gioia Forster/dpa

Immer mehr Details eines Einsatzes des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) in Niedersachsen geraten ans Licht. Anfang März soll der MAD nach Informationen der taz gegen vermutlich zehn Bundeswehrangehörige in mehreren Kasernen vorgegangen sein, da sie in Verdacht stehen sollen, dem rechtsextremen Netzwerk "Nordbund" anzugehören. Schwerpunkt der Razzien soll Hannover gewesen sein, Durchsuchungen gab es wohl auch im Landkreis Rotenburg und in Bruchsal (Baden-Württemberg).

Der Einsatz wurde erst jetzt bekannt, da sich ein beteiligter Feldjäger vor wenigen Tagen selbst angezeigt hat. Der Grund: Verdacht eines Dienstvergehens. Er sprach von einem "scharfen Einsatz im Inland", dessen Rechtmäßigkeit und Verhältnismäßigkeit er infrage stellte.

Worum es bei den Razzien genau ging, ist bislang geheim. T-Online berichtete, dass mindestens einer der Verdächtigen – vermutlich sind es aber mehrere – zum Kreis der Personenschützer gehören sollen.

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Diese beschützen die Verteidigungsministerin, Staatssekretäre und Generäle, begleiten sie zu vertraulichen Terminen. Dass diese Aufgabe von Feinden der Demokratie übernommen wird, sollte eigentlich unmöglich sein.

Auffällig viele Versetzungen nach Rechtsextremismus-Razzien

"Nordbund"-Mitglieder posieren bei einem Treffen im Jahr 2019.
"Nordbund"-Mitglieder posieren bei einem Treffen im Jahr 2019.  © Screenshot/Netzwerk von Kameraden

Daher soll nach T-Online-Informationen nach den Razzien mindestens ein Personenschützer von seinem Dienst abgezogen worden sein und nur noch Hilfsarbeiten verrichten. Auch andere Soldaten sollen versetzt worden sein – bis zu zehn sollen es insgesamt sein. Für den Rest der Personenschützer bedeute das eine hohe Belastung.

Nach den Medienberichten soll das Verteidigungsministerium inzwischen die Obleute im Bundestag informiert haben. Mitte Oktober soll die MAD-Präsidentin dazu öffentlich befragt werden, berichtete T-Online.

Die rechtsextreme Gruppe "Nordbund" soll seit 2017 bestehen, mehrere Soldaten und Kampfsportler sollen ihr angehören. Johannes K. soll sie gegründet haben. Er soll dem im Jahr 2000 verbotenen "Blood and Honour"-Netzwerk angehört und es bis 2008 weitergeführt haben, weswegen er zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.

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Der Verdacht: Johannes K. könnte mit dem "Nordbund" eine neue Wehrsportgruppe aufgebaut haben.

Titelfoto: Screenshot/Netzwerk von Kameraden

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