AfD als "Alternative für Denunzianten"? Petz-Aktion sorgt für Aufruhr

München - Die AfD in Bayern sammelt per E-Mail von ihren Mitgliedern mutmaßlich belastendes Material zu Vertretern der politischen Konkurrenz.

AfD-Mann Stephan Protschka (46) hat die Mitglieder seiner Partei dazu aufgerufen, "Verfehlungen anderer Parteien" einzusenden.
AfD-Mann Stephan Protschka (46) hat die Mitglieder seiner Partei dazu aufgerufen, "Verfehlungen anderer Parteien" einzusenden.  © Daniel Löb/dpa

"Wir haben eine Mail eingerichtet, bei der sich AfDler melden können, wenn es Verfehlungen anderer Parteien gibt", bestätigte der Vorsitzende des Landesverbands, Stephan Protschka (46), am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Es gehe darum, Parteimitglieder vor Ort "eventuell zu unterstützen und das Ganze natürlich auch öffentlich zu machen".

Protschka nannte als Grund für die Sammelaktion unter dem Schlagwort "Demokratiewächter" eine aus seiner Sicht nicht ausgewogene mediale Darstellung seiner Partei im Vergleich zu den anderen. Die Aktion sei auf Bayern begrenzt und seines Wissens die erste ihrer Art der AfD im Freistaat, sagte der Landesvorsitzende. "Die Mail gibt es seit circa einer Woche und war ein Wunsch unserer Kommunalpolitiker."

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In einer internen Rund-E-Mail des Landesvorstands zur Aktion, die der Deutschen Prese-Agentur vorliegt, bat Protschka die AfD-Mitglieder, sich rege zu beteiligen und "Verfehlungen von Mandatsträgern unserer Mitbewerber auf Kommunal-, Bezirks oder Landesebene" zu melden - verbunden mit dem Hinweis: "am besten mit zugehörigen Beweismitteln in Form von Zeitungsberichten, Posts in sozialen Medien etc.".

"Stasimethode": AfD-Mitglieder sammeln belastendes Material über Konkurrenz

SPD-Fraktionschef Florian von Brunn (55) bezeichnete die AfD-Sammlung als "Denunziationsportal".
SPD-Fraktionschef Florian von Brunn (55) bezeichnete die AfD-Sammlung als "Denunziationsportal".  © Peter Kneffel/dpa

Vertreter anderer Parteien in Bayern reagierten mit scharfer Kritik auf die Aktion. Der CSU-Fraktionschef im Landtag, Klaus Holetschek (59), bezeichnete die Aktion gegenüber dem Bayerischen Rundfunk als "Stasimethode": "Man ruft auf zum Denunzieren und das systematisiert auf einer eigenen Plattform unter dem Stichwort 'Demokratiewächter'. Ich finde das unglaublich."

SPD-Fraktionschef Florian von Brunn (55) sagte dem BR: "Es ist ein Denunziationsportal. So etwas gibt es eigentlich nur in Diktaturen. Offensichtlich hat man sich orientiert an solchen Modellen."

Der stellvertretende Fraktionschef der Grünen im Landtag, Johannes Becher (35), bezeichnete die Aktion als Angriff auf die Demokratie: "AfD steht offenbar für 'Alternative für Denunziantentum'."

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Das Ziel sei, Menschen einzuschüchtern und mundtot zu machen.

Titelfoto: Daniel Löb/dpa

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