Ex-TA-Chefredakteur zum bisherigen AfD-Wahlerfolg in Sonneberg: "Denen geht's zu gut"

Sonneberg/Erfurt - Thüringen, der Osten, ganz Deutschland blickt am Sonntag - 25. Juni - auf Sonneberg. Dort kommt es in einer Stichwahl zwischen Robert Sesselmann (50) und Jürgen Köpper (57) zum mit Spannung erwarteten Kampf um die Stimmen. Ein Kampf, über den in den vergangenen Tagen viel gesprochen, geschrieben und gesendet wurde. Auf der Zielgeraden dieser Analyse-Flut polarisiert Journalist Sergej Lochthofen (69) mit seinen Äußerungen.

Der deutsch-russische Journalist Sergej Lochthofen (69) setzt Sonneberg im Falle eines AfD-Wahlerfolgs mit einem Aussätzigen, "der sich schlecht benimmt", gleich. (Archivbild)
Der deutsch-russische Journalist Sergej Lochthofen (69) setzt Sonneberg im Falle eines AfD-Wahlerfolgs mit einem Aussätzigen, "der sich schlecht benimmt", gleich. (Archivbild)  © imago/Viadata

"Na ja, denen geht's zu gut! Die haben die geringste Arbeitslosigkeit! Vermute ich mal, in allen östlichen Bundesländern. Die wissen gar nicht mehr, was sie noch machen sollen", antwortet der deutsch-russische Journalist - plump und unpräzise - in MDR Aktuell - Das Nachrichtenradio auf die Frage, was aus seiner Sicht der Hauptgrund dafür ist, dass die AfD mit Sonneberg erstmals in Deutschland einen Landkreis regieren könnte.

Als Thüringen-Kenner vorgestellt, meint der einstige Chefredakteur der Zeitung Thüringer Allgemeine (TA), man komme da auf eine Idee, die "vielleicht" auch Tradition habe. "Es ist ja eine Gegend, die auch schon in den 30er-Jahren sehr braun gewesen ist. Da gibt es Traditionen", äußert sich der 69-Jährige oberflächlich.

Er hoffe, dass sich eine Reihe von Sonnebergern sage, man wolle in Deutschland nicht der "Paria [...], der sich schlecht benimmt" sein, womit er wohl auf potenzielle AfD- sowie Nicht-Wähler anspielen dürfte.

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Lochthofen ist der Ansicht, dass im Prinzip jeder in Thüringen wisse, dass Robert Sesselmann einer rechtsextremen Partei angehöre. Die AfD hätte früher NPD genießen. "Also NPD light, wenn Sie so wollen. [...] Wer das will, der will auch wirklich Nazis haben."

Mühlmann: "Symptomatisch für ein polit-mediales Establishment"

Ringo Mühlmann (48, M.), innenpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, kritisiert die Äußerungen Lochthofens scharf. (Archivbild)
Ringo Mühlmann (48, M.), innenpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, kritisiert die Äußerungen Lochthofens scharf. (Archivbild)  © IMAGO/Jacob Schröter

Laut Lochthofen machen "wir [...] alle gemeinsam" seit geraumer Zeit den gleichen Fehler. "Wir machen Werbung für die." Man tue so "bubu - das geht ja gar nicht und dies und das". Das Problem sei, dass "viel zu viele" Menschen sich nicht mit der Demokratie identifizieren. Das werde wiederum "befeuert" durch Diskussionen, Veröffentlichungen und zum Teil dem Verhalten von Parteien.

Man überlasse es dann "Rechtsaußenleuten", dass diese nach der Macht greifen können. Das sei in Ostdeutschland in besonderer Weise zu beobachten. Die Ostdeutschen verhalten sich seiner Ansicht nach zum Teil "merkwürdig".

Zur Wahl in Sonneberg sagt er noch, das Entscheidende sei nicht, "dass da ein paar Leute diesen Mann da (Anm. d. Red.: Robert Sesselmann) wählen wollen, sondern entscheidend ist, dass sehr, sehr viele nicht zur Wahl gehen, weil sie sagen: Ach, interessiert mich nicht.'"

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Hinterher würden die Ostdeutschen dann wieder sagen: "Ach, man versteht uns nicht" und man würde sie als "Menschen zweiter Klasse" betrachten. Man tue aber selbst viel dafür, dass es so sei, so der deutsch-russische Journalist, der "fest" davon ausgeht, dass CDU-Landratskandidat Jürgen Köpper das Rennen gewinnt.

Der innenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, Ringo Mühlmann (48), kritisiert die Äußerungen Lochthofens scharf. Dieser stehe "symptomatisch für ein polit-mediales Establishment, das jedes Gefühl für den normalen Bürger längst verloren hat, das sich für etwas Besseres hält und sich anmaßt, uns Bürger andauernd zu belehren", teilt er via Facebook mit.

Titelfoto: imago/Viadata

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