Unter Eid: Szeneaussteiger berichtet von Remigrations-Treffen mit AfD-Politikern

Berlin - Unter Eid hat ein Teilnehmer des Potsdamer Treffens versichert, dass der Kampfbegriff "Remigration" auf eine "ethnische Säuberung" abzielt und auch deutsche Staatsbürger betrifft.

Unter Eid hat der ehemals rechtsextreme Influencer Erik Ahrens (31) erklärt, was mit dem Begriff "Remigration" gemeint ist. (Symbolbild)
Unter Eid hat der ehemals rechtsextreme Influencer Erik Ahrens (31) erklärt, was mit dem Begriff "Remigration" gemeint ist. (Symbolbild)  © ---/dpa

Die investigative Rechercheplattform "Correctiv" hatte mit einem Bericht über ein Treffen zwischen AfD-Politikern und Rechtsextremen in einer Potsdamer Villa Ende 2023 für Schlagzeilen gesorgt.

Vor Ort war damals auch der ehemals rechtsextreme Influencer Erik Ahrens (31). Ahrens wirkte unter anderem maßgeblich an der TikTok-Inszenierung des AfD-Abgeordneten Maximilian Krah (48) mit und arbeite auch mit dem ehemaligen Sprecher der "Identitären Bewegung", Martin Sellner (36), zusammen.

Heute sei Ahrens nach eigenen Angaben aus der rechten Szene ausgestiegen, auf seinem X-Profil hat er neben seinem Namen eine Regenbogenfahne eingefügt. Gegenüber "Correctiv" gab er nun eine eidesstattliche Versicherung ab.

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Darin versicherte Ahrens unter Eid, dass das von Sellner in Potsdam vorgestellte "Remigrationskonzept" auf eine "ethnische Säuberung" und "Vertreibung" hinauslaufe. Angesichts eines drohenden "Bevölkerungsaustausches" sollen demnach sowohl Asylbewerber, Ausländer und "nicht assimilierte Staatsbürger" mithilfe politischen Drucks zur Ausreise getrieben werden.

Da Ahrens seine eidesstattliche Versicherung notariell beglaubigen ließ und sich somit bei der Behauptung von Unwahrheiten strafbar machen würde, entschied sich "Correctiv" dazu, ihn als "glaubwürdige Quelle" zu betrachten.

Organisator des Potsdam-Treffens: "Aussagen sind falsch"

Im Landhaus Adlon in Potsdam sollen sich AfD-Politiker und Rechtsextreme über das Thema "Remigration" ausgetauscht haben. (Archivbild)
Im Landhaus Adlon in Potsdam sollen sich AfD-Politiker und Rechtsextreme über das Thema "Remigration" ausgetauscht haben. (Archivbild)  © Jens Kalaene/dpa

Ahrens versicherte ebenfalls, dass die Pläne zur Remigration bei den anwesenden AfD-Politikern auf Zuspruch gestoßen sind.

So soll der AfD-Spitzenkandidat für die kommende Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund (34), während seines Vortrags auf dem Potsdamer Treffen angekündigt haben, "Remigrationskonzepte auf Landesebene" umsetzten zu wollen. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Gerrit Huy (72) habe laut Ahrens zudem vorgeschlagen, Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft den deutschen Pass wieder zu entziehen.

Inzwischen gehört der Begriff "Remigration" fest zu Vokabular der AfD. Die Partei meint damit nach eigenen Angaben jedoch keine "Säuberung" im Sinne Sellners, sondern lediglich eine Verschärfung des Aufenthaltsrechts.

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Auf Grundlage dieser eidesstattlichen Versicherung hakte "Correctiv" auch bei weiteren Teilnehmern des Treffens nach. Der Organisator des Treffens im Landhaus Adlon, Gernot Mörig (71), habe über seinen Anwalt mitteilen lassen, dass die Aussagen von Ahrens nicht stimmen würden.

Laut Mörig sei zu keinem Zeitpunkt die Remigration von deutschen Staatsbürgern vorgeschlagen worden. Sellner habe "ausschließlich von Ausländern" gesprochen.

Titelfoto: Bildmontage: Jens Kalaene/dpa, ---/dpa

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