Warum sich eine Linken-Politikerin nicht an den Dresscode im Bundestag hält

Berlin - Bis vor Kurzem arbeitete die Krankenpflegerin Stella Merendino (31) noch in der Notaufnahme eines Berliner Krankenhauses. Am Donnerstag hielt sie nun ihre erste Rede als Abgeordnete im Deutschen Bundestag und fiel nicht nur durch ihr Outfit auf.

Zu ihrer ersten Rede im Bundestag erschien Merendino in ihrer Arbeitskleidung.
Zu ihrer ersten Rede im Bundestag erschien Merendino in ihrer Arbeitskleidung.  © Katharina Kausche/dpa

"Ich habe gesehen, wie Kinder ihre Eltern verlieren", sagte Merendino, die in ihrer blauen Arbeitskleidung aus der Klinik ans Rednerpult getreten war, in der einleitenden Debatte über die Gesundheitspolitik der neuen Regierung.

"Ich habe einer Mutter im Auto vor dem Krankenhaus beim Entbinden ihres Kindes assistiert und mehr tote Menschen durch Systemversagen gesehen, als sie sich alle vorstellen können."

Zwar habe der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU) in seiner ersten Regierungserklärung am Mittwoch angekündigt, sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege einsetzen zu wollen: "Aber ehrlich gesagt, hat kein Politiker jemals etwas anderes behauptet", so Merendino. "Nichts ist besser geworden."

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Sie wisse, was es bedeute, mit zwei Pflegekräften 30, 40 oder mehr Patienten versorgen zu müssen: "Wenn du einfach nur noch funktionieren musst, obwohl alles um dich herum zusammenbricht."

Linken-Politikerin Stella Merendino übt harte Kritik am Koalitionsvertrag

Bis zu ihrer Wahl in den Deutschen Bundestag arbeitete Merendino als Krankenpflegerin.
Bis zu ihrer Wahl in den Deutschen Bundestag arbeitete Merendino als Krankenpflegerin.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Die neue Regierung habe keinen konkreten Plan, wie die Bedingungen für Pflegepersonal und Rettungskräften verbessert werden könnten: "Dieser Koalitionsvertrag ist eine Ohrfeige für alle, die dieses verdammte System Tag für Tag auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit am Laufen halten."

Statt echter Lösungen gebe es Floskeln und leere Versprechungen: "Diese helfen mir im Schichtdienst nicht."

Dann wandte sich die Linken-Abgeordnete an die neue Gesundheitsministerin Nina Warken (46, CDU): "Ich sage Ihnen ganz deutlich: Wer den Pflegenotstand weiter ignoriert, macht sich mitverantwortlich für das, was in unseren Kliniken schiefläuft. Und auch dafür, wenn Kolleginnen Patienten tot auffinden."

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Üblicherweise sind die Abgeordneten des Bundestags im Plenum eher formell gekleidet. In der Hausordnung des Parlaments heißt es: "Die Kleidung und das Verhalten müssen der Würde des Hauses entsprechen."

Titelfoto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

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