Nach ARD-Sommerinterview-Flop für AfD-Chefin Weidel: Das war hinter den Kulissen los
Berlin - Nachdem das ARD-Sommerinterview mit AfD-Chefin Alice Weidel (46) am Sonntag lautstark gestört wurde, hat die Berliner Polizei nun ihren Bericht und die Konsequenzen offengelegt.
Alles in Kürze
- AfD-Chefin Alice Weidel bei ARD-Sommerinterview gestört
- Protestierende versammelten sich am Friedrich-Ebert-Platz in Berlin
- Polizei beendete Lärmstörung durch Musik aus Reisebus
- Weidel hatte Probleme, Interview-Fragen zu verstehen
- Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen Protest-Leiterin und Bus-Verantwortlichen

Gegen 15 Uhr versammelten sich am Friedrich-Ebert-Platz im Ortsteil Tiergarten, unweit des Paul-Löbe-Hauses mehrere Menschen, wie die Polizei am Montag mitteilte. Die Teilnehmenden protestierten lautstark gegen die AfD, ohne die Versammlung vorher anzumelden.
Alarmierte Einsatzkräfte waren wenig später vor Ort und wurden von einer 64-jährigen Leiterin der Demo über die sogenannte Spontankundgebung zum Thema "Keine Bühne der AfD" informiert. Hinter der Aktion stecke die Gruppe "Zentrum für Politische Schönheit", die ein Video auf X veröffentlicht hatte.
Im Halteverbot in der Wendeschleife der Paul-Löbe-Allee stand ein verschlossener Reisebus mit der Aufschrift "Adenauer SRP+" und einer fest installierten Lautsprecheranlage. Aus dieser dröhnte pausenlos Musik, die sich gegen die AfD richtete.
Da in dem Gefährt die Telefonnummer einer Kontaktperson hinterlassen wurde, riefen die Polizisten den 39-jährigen Verantwortlichen an und bestellten ihn zum Bus, wo er um 15.20 Uhr erschien.
Er sagte, dass er den Bus nicht wegfahren könne, da er nicht der Fahrer sei. Zudem sei diese Aktion eine spontane Kunstdarbietung und keine Demo. Doch die Polizei forderte den Mann auf, den Lärm, der sowohl den Verkehr als auch die öffentliche Ordnung gestört habe, sofort zu beenden. Um 15.30 Uhr war es dann zumindest vom Bus her ruhig.

Alice Weidel hat Probleme, die Interview-Fragen zu verstehen

Zur selben Zeit wurde im Außenbereich des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses das Fernsehinterview mit AfD-Chefin Weidl aufgezeichnet. Aufgrund der Lautstärke der Spontankundgebung konnte die Politikerin die Fragen des Moderators Markus Preiß (47) kaum verstehen.
Einzelne Protest-Teilnehmende drangen in Richtung des Paul-Löbe-Hauses, konnten jedoch verbal von den Einsatzkräften zurückgehalten werden, sodass Weidel keinen direkten Kontakt zu ihnen hatte. Als die AfD-Chefin gegangen war, beendete die Protest-Leiterin die Aktion gegen 16 Uhr. Die Polizei schätzt, dass circa 40 Personen an der Spontankundgebung beteiligt waren.
Gegen die 64-jährige Versammlungsleiterin sowie den 39-jährigen Verantwortlichen des Lautsprecherbusses wird ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Versammlungsfreiheitsgesetz Berlin eingeleitet.
Ziel der Polizei war es eigenen Angaben nach, sowohl die spontane Ausübung grundrechtlich geschützter Meinungsäußerung als auch den geordneten Ablauf eines journalistischen Interviews mit einer Politikerin zu gewährleisten.
Titelfoto: Jörg Carstensen/dpa