Nachfolge geklärt: Niedersächsischer Innenminister ersetzt Lambrecht

Berlin - Damit hätten wohl nur die Allerwenigsten gerechnet! Einen Tag nach dem Abgang von Christine Lambrecht (57, SPD) präsentierte Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) am Dienstag eine überraschende Personalie als neuen Verteidigungsminister.

Boris Pistorius (62, SPD) zieht ins Bundes-Verteidigungsministerium.
Boris Pistorius (62, SPD) zieht ins Bundes-Verteidigungsministerium.  © dpa/Moritz Frankenberg

Boris Pistorius (62, SPD), Innenminister von Niedersachsen und Ex von Gerhard-Schröder-Ex Doris Schröder-Köpf (59), soll das Amt künftig übernehmen. "Ich bin überzeugt, dass das jemand ist, der mit der Truppe kann, und den die Soldatinnen und Soldaten sehr mögen werden", so Kanzler Scholz.

"Pistorius ist ein äußerst erfahrener Politiker, der verwaltungserprobt ist, sich seit Jahren mit Sicherheitspolitik beschäftigt und mit seiner Kompetenz, seiner Durchsetzungsfähigkeit und seinem großen Herz genau die richtige Person ist, um die Bundeswehr durch diese Zeitenwende zu führen."

In der Tat kennt sich Pistorius bei der Bundeswehr aus. Zwischen 1980 und 81 leistete er seinen Wehrdienst ab, hielt später in Niedersachsen "stets einen sehr guten und engen Draht zum Militär", wie ihm Ministerpräsident Stephan Weil (64, SPD) bescheinigte.

Bekommt Boris Pistorius deutlich kürzere Schonfrist als Christine Lambrecht?

Hat Grund zur Freude: Boris Pistorius (M.) wird in ein Bundesamt befördert.
Hat Grund zur Freude: Boris Pistorius (M.) wird in ein Bundesamt befördert.  © AFP/Ronny Hartmann

Dementsprechend euphorisch äußerte sich am Dienstag der Reservistenverband der Bundeswehr.

"Er ist durchsetzungsfähig und hat sich bisher schon intensiv mit den Sicherheitsfragen unseres Landes beschäftigt", so Verbandspräsident Patrick Sensburg (51) zur "Rheinischen Post".

Doch bringen natürlich nicht nur Vorschusslorbeeren allein etwas, Pistorius muss angesichts des Ukraine-Krieges und der angekündigten Zeitenwende auch liefern. "Eine Schonfrist bekommt er angesichts der dramatischen internationalen Lage und dem Zustand der Bundeswehr nicht", machte die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (64, FDP), bei "t-online" unmissverständlich klar.

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Linken-Fraktionsvorsitzender Dietmar Bartsch (64) formulierte es sogar noch drastischer: "Er wird keine 100 Tage bekommen, sondern maximal 100 Stunden Schonfrist."

Und was sagt Pistorius, der seine neue Aufgabe mit der Ernennung durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67, SPD) am Donnerstag antreten wird, selbst? Ich will die Bundeswehr stark machen", die Aufgabe mit Demut, Respekt und 150 Prozent Einsatz angehen.

Erstmeldung, 10 Uhr, Aktualisiert, 16.04 Uhr

Titelfoto: dpa/Moritz Frankenberg

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