Wilmington (USA) - Der ehemalige US-Präsident Joe Biden (82) hat in seinem ersten Interview nach dem Ende seiner Amtszeit Kritik an Nachfolger Donald Trump (78) geübt. Außerdem warnte er davor, Druck auf die Ukraine auszuüben, Gebiete an Russland abzutreten.
"Was zur Hölle ist hier los?", sagte Biden auf die Frage eines BBC-Reporters, wie die neue US-Regierung mit ihren Verbündeten umgehe.
Und weiter: "Welcher Präsident redet denn so? So sind wir nicht. Uns geht es um Freiheit, Demokratie und Chancen, nicht um Beschlagnahmung."
Zudem zeigte er sich besorgt, dass "Europa das Vertrauen in die Sicherheit und Führung Amerikas verliert".
Angesprochen auf mögliche Gebietsverluste der Ukraine gegenüber Aggressor Russland sagte Biden, dass dies "moderne Beschwichtigungspolitik" sei und verwies damit auf den Umgang der britischen Regierung gegenüber Nazideutschland in den 1930er-Jahren.
Damals hatte man gehofft, Adolf Hitler durch ein Entgegenkommen von einem großen europäischen Krieg abhalten zu können. Wie die Geschichte gezeigt hat, entpuppte sich dies als schwerwiegender Fehler.
Bereits am Montag hatte Biden in einer Rede betont, dass es "einfach dumm" sei, zu glauben, der russische Präsident Wladimir Putin (72) würde von seinen Großmachtphantasien Abstand nehmen, wenn man ihm jetzt Teile der Ukraine zugestehen würde.
Putin habe laut Biden immer noch nicht verstanden, dass die Sowjetunion nicht mehr existiert.
Joe Biden rechnet mit Donald Trump ab
In Bezug auf seine eigene Ukraine-Politik gestand der Demokrat keine Versäumnisse ein.
Man habe dem Land alles gegeben, was es für seine "Unabhängigkeit" gebraucht habe, so der Ex-Präsident.
Im Wahlkampf hatte US-Präsident Donald Trump noch behauptet, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine innerhalb von 24 Stunden nach seinem Amtsantritt beenden zu können.
Bisher wartet die Welt jedoch vergeblich auf ein Schweigen der Waffen in dem blutigen Konflikt.