Kamala Harris kritisiert Joe Biden nach Wahl-Niederlage: "Leichtsinn"
USA - Nach der verlorenen Präsidentschaftswahl gegen Donald Trump (79) hat Ex-Vizepräsidentin Kamala Harris (60) ihren früheren Chef Joe Biden (82) in die Kritik genommen.
In einem Kapitel ihres neuen Buchs "107 Days" widmet sich Harris der Beziehung zum damaligen US-Präsidenten Biden, wie die New York Post berichtet.
In den Memoiren verteidigt Harris zunächst ihre Entscheidung, sich nicht in Bidens Wahlkampf einzumischen - als Zeichen ihrer "Loyalität". Später habe sie dies jedoch bereut.
"War es Anstand oder war es Leichtsinn? Rückblickend denke ich, dass es Leichtsinn war", so Harris.
Nach der Selbstkritik-Passage geht die 60-Jährige jedoch in den Angriff über: So habe die Presseabteilung des Weißen Hauses insgesamt viel zu wenig getan, um Harris vor unwahren Behauptungen zu schützen, die gegen sie in Umlauf gebracht wurden.
"Schlimmer noch - ich erfuhr oft, dass die Mitarbeiter des Präsidenten die negativen Gerüchte, die um mich herum aufkamen, sogar noch weiter anheizten", fährt Harris fort.
Kamala Harris: "Mit 81 Jahren wurde Joe müde"
Harris vermutet, dass die Reaktion des Weißen Hauses zum Teil auf Umfragen zurückzuführen war, die zeigten, dass ihre Popularität der von Biden immer näher kam.
"Ihre Denkweise war eine Nullsummen-Denkweise: Wenn sie glänzt, verblasst er", schreibt Harris und konstatiert, dass man damit sowohl ihr als auch Biden Schaden im Wahlkampf zugefügt habe.
Aus höflicher Zurückhaltung habe Harris zunächst ihre eigenen Bedenken verschwiegen und damit wertvolle Zeit verspielt, so ihre Auffassung.
"Von allen Menschen im Weißen Haus war ich in der schlechtesten Position, um dafür zu plädieren, dass er zurücktreten sollte. Ich wusste, dass es für ihn unglaublich eigennützig wirken würde, wenn ich ihm raten würde, nicht zu kandidieren. Er würde es als pure Ambition sehen, vielleicht sogar als giftige Illoyalität."
Harris resümiert mit gemischten Gefühlen: "Selbst an seinem schlechtesten Tag war Joe sachkundiger, urteilsfähiger und weitaus mitfühlender als Trump an seinem besten Tag. Aber mit 81 Jahren wurde Joe müde. Da zeigte sich sein Alter in körperlichen und verbalen Stolperern."
Titelfoto: Godofredo A. Vásquez/AP/dpa, Michael Kappeler/dpa

