Altkanzler Schröder hält eisern an Freundschaft zu Putin fest

Hannover - Altkanzler Gerhard Schröder (79, SPD) kann sich weiterhin vorstellen, dass seine Freundschaft zum russischen Präsidenten, Wladimir Putin (71), zu einer Beendigung des Ukraine-Kriegs beitragen kann.

Gerhard Schröder (79, SPD) war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler. Er will "positive Ereignisse" mit Putin nicht vergessen machen.
Gerhard Schröder (79, SPD) war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler. Er will "positive Ereignisse" mit Putin nicht vergessen machen.  © Michael Kappeler/dpa

"Wir haben über lange Jahre vernünftig zusammengearbeitet. Vielleicht kann das immer noch helfen, eine Verhandlungslösung zu finden, eine andere sehe ich nicht", sagte Schröder in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 mit Putin befreundet und weiterhin für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig.

Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als "fatale Fehlentscheidung" bezeichnet, sich aber dennoch nicht von Putin losgesagt. Die SPD-Spitze grenzt ihn deshalb aus, ein Parteiausschluss-Verfahren gegen ihn scheiterte aber.

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Auf die Frage, warum er trotz Zehntausender Toter und russischer Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg an der Freundschaft mit dem russischen Präsidenten festhalte, antwortete Schröder im dpa-Interview: "Es ist ja so, dass das eine Dimension ist, die eine andere ist."

Es habe schon einmal so ausgesehen, als könnte diese persönliche Beziehung auch mal hilfreich sein, um ein politisch außerordentlich schwieriges Problem zu lösen.

"Und deswegen hielte ich es für völlig falsch, alles vergessen zu machen, was es auch an positiven Ereignissen zwischen uns in der Politik in der Vergangenheit gegeben hat. Das ist nicht meine Art und das tue ich auch nicht."

Altkanzler nennt Spekulationen über Atomschlag Putins "Quatsch"

Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder begrüßt am 16.04.2004 vor dem Theater Hannover am Aegi den russischen Präsidenten, Wladimir Putin (r).
Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder begrüßt am 16.04.2004 vor dem Theater Hannover am Aegi den russischen Präsidenten, Wladimir Putin (r).  © Holger Hollemann/dpa

Schröder spielt damit offensichtlich auf seine Vermittlungsmission im März 2022 kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine an.

Damals traf er nach eigenen Angaben zunächst den damaligen ukrainischen Parlamentarier und heutigen Verteidigungsminister Rustem Umerow in Istanbul und reiste zu Gesprächen mit Putin nach Moskau weiter. Die Initiative scheiterte aber.

Heute plädiert Schröder für einen neuen Vermittlungsversuch auf Regierungsebene. "Frankreich und Deutschland müssten dazu die Initiative ergreifen. Dass der Krieg nicht mit einer totalen Niederlage der einen oder anderen Seite enden kann, das liegt doch auf der Hand."

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Die Spekulationen, Putin könnte einen Atomkrieg anzetteln oder ein Nato-Land an der Ostflanke angreifen, bezeichnete Schröder als "Quatsch".

Um eine Eskalation hin zu solchen Szenarien im Keim zu ersticken und die Beunruhigung der Bevölkerung nicht größer werden zu lassen, müsse neben der Unterstützung für die Ukraine ernsthaft über eine Lösung des Konflikts nachgedacht werden, betonte er.

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa, Holger Hollemann/dpa

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