Chef von russischer Privatarmee Wagner sieht Verräter im Kreml und fordert Youtube-Verbot

Moskau - Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin (61), hat Mitarbeitern aus dem Umfeld von Kremlchef Wladimir Putin (70) in der Präsidialverwaltung Verrat vorgeworfen.

Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (61) saß zu Sowjetzeiten wegen mehreren Raubüberfällen im Gefängnis. Unter Putin wurde er reich. Jetzt befiehlt er eine Privatarmee.
Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (61) saß zu Sowjetzeiten wegen mehreren Raubüberfällen im Gefängnis. Unter Putin wurde er reich. Jetzt befiehlt er eine Privatarmee.  © Uncredited/AP/dpa

Sie täten so, als seien sie auf Putins Kurs, störten aber in Wahrheit den Kriegsverlauf und warteten auf ein rasches Ende, um sich bei einer Niederlage Russlands den USA anzuschließen, behauptete Prigoschin einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung zufolge.

Die Truppen des Geschäftsmanns kämpfen neben der russischen Armee in der Ukraine.

Zugleich sagte er, dass Moskau demnächst seinen Forderungen nach einer Sperrung der Videoplattform YouTube nachkommen werde. "YouTube ist eine Informationspest unserer Zeit", sagte Prigoschin.

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Bisher sei der Dienst in Russland - anders als etwa Twitter, Instagram und Facebook - nicht blockiert, "weil in der Präsidentenadministration eine große Zahl an Menschen arbeitet, die nur an eins denkt - dass Russland baldigst den Krieg verlieren möge".

Auf sogenannte Verräter warte "Wagners Vorschlaghammer"

Jewgeni Prigoschin (M.) posiert mit seinen Soldaten in einem dunklen Keller.
Jewgeni Prigoschin (M.) posiert mit seinen Soldaten in einem dunklen Keller.  © Telegram/Grey Zone

Diese Leute seien die "Verräter ihres Volkes und ihres Landes", auf sie warte in Zukunft "Wagners Vorschlaghammer", sagte Prigoschin.

Die Aussage ist eine Anspielung auf ein von Wagner veröffentlichtes Video, das die Tötung eines abtrünnigen Söldners aus den eigenen Reihen zeigen soll.

Der Wagner-Kämpfer hatte sich demnach erst freiwillig in ukrainische Gefangenschaft begeben, kam dann aber im Zuge eines Gefangenenaustauschs zurück nach Russland und wurde dem Video zufolge mit einem Vorschlaghammer erschlagen.

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Der Clip löste international Entsetzen aus. Prigoschin ist in den USA mit einer Belohnung für seine Ergreifung zur Fahndung ausgeschrieben, weil er sich in die US-Präsidentenwahl eingemischt haben soll.

Im November ist die Söldnergruppe in ein gigantisches Büro-Gebäude in St. Petersburg eingezogen. Sie nennen es "Wagner-Center".
Im November ist die Söldnergruppe in ein gigantisches Büro-Gebäude in St. Petersburg eingezogen. Sie nennen es "Wagner-Center".  © Olga MALTSEVA / AFP

Prigoschin will all jene bestrafen, die keine Kreml-Propaganda mehr sehen wollen

Mittlerweile betriebt der Kreml sein "eigenes YouTube" namens RuTube. Die Informationen dort sind - gelinde gesagt - einseitig. Prigoschin ist dort ständig präsent.
Mittlerweile betriebt der Kreml sein "eigenes YouTube" namens RuTube. Die Informationen dort sind - gelinde gesagt - einseitig. Prigoschin ist dort ständig präsent.  © Screenshot

Wer nach der Sperrung von YouTube weiter den Dienst nutze, solle bestraft werden, forderte Prigoschin.

Eine Sperrung von YouTube in Russland nach dem Vorbild anderer blockierter sozialer Netzwerke im Internet stand zu Beginn des Krieges einmal zur Diskussion.

Allerdings verliefen die Pläne im Sand. Für viele Russen, die eine Manipulation durch die einseitige Propaganda im Staatsfernsehen beklagen, ist YouTube eine der letzten Quellen ungehinderten Zugangs zu einer breiten Vielfalt an Informationen.

Prigoschin behauptete, dort würden nur "Falschnachrichten" verbreitet.

Titelfoto: Montage: Uncredited/AP/dpa, Telegram/Grey Zone

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