Nach dem Attentat von Halle: Jetzt spricht der Vater des ermordeten Kevin S.

Halle/Leipzig - Am 9. Oktober 2019 versucht Rechtsextremist Stefan Balliet, ein Massaker in einer Synagoge in Halle (Saale) anzurichten (TAG24 berichtete). Als sein Plan scheitert, erschießt er zunächst Jana L. (40) auf offener Straße und kurz darauf Kevin S. (20) in einem Döner-Imbiss. Ein Jahr nach der schrecklichen Tat, hat der MDR mit Überlebenden und Angehörigen der Opfer des Attentats gesprochen. Unter ihnen Karsten L., der Vater von Kevin S.

Karsten L. im Gerichtssaal kurz vor seiner Aussage im Halle-Prozess.
Karsten L. im Gerichtssaal kurz vor seiner Aussage im Halle-Prozess.  © Screenshot/MDR

Karsten L. hatte als einziger Angehöriger der Opfer von Stefan B. im Halle-Prozess ausgesagt (TAG24 berichtete).

Unter Tränen berichtete er vor Gericht, dass er über das Tätervideo vom Tod seines Sohnes erfahren habe. Kevin sei fleißig und freundlich gewesen. Wegen eines epileptischen Anfalls kurz nach der Geburt sei er geistig behindert gewesen. Dennoch habe er es durch jahrelange Praktika geschafft, eine Malerlehre anzufangen - wenige Tage vor dem Attentat. "Er war megastolz", wiederholte der Vater immer wieder vor Gericht.

"Ich dachte, es wäre eine Erleichterung auszusagen. Das war es nicht", gestand Karsten L. nun in dem MDR-Film "Das Leben danach - Das Attentat von Halle". 

Polizei spricht von Terrorakt: Jugendlicher sticht während Gottesdienst auf Bischof ein
Terror Polizei spricht von Terrorakt: Jugendlicher sticht während Gottesdienst auf Bischof ein

Wie viele der Überlebenden und Angehörigen kämpft auch er noch immer mit den Folgen dieses schrecklichen Tages. 

Seit dem Tod seines Sohnes leidet Karsten L. an Depressionen. Mehrfach soll er deswegen schon in Behandlung sein. "Man hofft, dass irgendwann mal der Punkt kommt, an dem der Schmerz nachlässt. So lange heißt es halt, jeden Tag neu kämpfen. Durchhalten."

Seit der Ermordung seines Sohnes leidet Karsten L. an Depressionen. "Man hofft, dass irgendwann mal der Punkt kommt, an dem der Schmerz nachlässt", sagt er.
Seit der Ermordung seines Sohnes leidet Karsten L. an Depressionen. "Man hofft, dass irgendwann mal der Punkt kommt, an dem der Schmerz nachlässt", sagt er.  © Screenshot/MDR

Am 9. Oktober 2019 hatte der schwer bewaffnete Stephan Balliet versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen. Dort feierten 52 Gläubige das höchste jüdische Fest Jom Kippur. 

Als er nicht in das Gotteshaus gelangte, erschoss der Mann die 40 Jahre alte Passantin Jana L. und griff einen nahe gelegenen Dönerladen an. Dort erschoss er den 20-jährigen Kevin S.

Titelfoto: Montage: Screenshots/MDR

Mehr zum Thema Terror: