Warum dieser Bundestags-Abgeordnete seit sechs Jahren im Zelt übernachtet
Berlin - Die schwarze Limousine des Fahrdienstes wartet schon auf dem Berliner Campingplatz, als der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner (52) im Anzug und mit Aktentasche unter dem Arm aus dem Zelt klettert. Erst vor wenigen Tagen hatte er morgens Besuch von einer Schwanenfamilie.

"Auch in diesem Jahr wohne ich in den Sitzungswochen auf dem Campingplatz", gibt Fechner auf seiner Instagram-Seite bekannt. An der frischen Luft und draußen in der Natur erhole er sich am besten vom Stress im Bundestag.
"Ich komme abends um elf, zwölf Uhr aus dem Büro und gehe morgens um sechs, sieben Uhr", sagte der SPD-Politiker aus dem Wahlkreis Emmendingen – Lahr, kürzlich dem SWR.
Deswegen ergebe es keinen Sinn, für die wenigen Stunden ein teures Hotelzimmer zu mieten. Einen frischen Anzug und saubere Wäsche für den nächsten Tag nehme er am Abend täglich mit aus dem Büro.
"Ich glaube, viele finden das exotisch und möchten lieber nah am Büro sein. Bei mir ist es so, ich bin froh, wenn ich aus der Berliner Blase wieder draußen bin", so der Parlamentarier. Zudem komme man bei geselliger Atmosphäre unter Campern auch noch mit verschiedensten Menschen in Kontakt: "Wenn der Biergarten abends noch aufhat, trinkt man noch ein Radler zusammen."
Auf Social Media erhält Fechner überwiegend positive Resonanz

Seit 2013 sitzt Johannes Fechner im Deutschen Bundestag. Anfang Mai wurde der gebürtige Freiburger erneut zum Parlamentarischen Geschäftsführer und Justiziar der SPD-Fraktion gewählt.
Nach eigenen Angaben verbringt der Bundestagsabgeordnete bereits seit 2019 die Nächte in den Sitzungswochen zwischen April und Oktober auf dem Campingplatz. Sein Zuhause ist währenddessen ein blaues Ein-Personen-Wurfzelt, gerade hoch genug, um aufrecht darin zu sitzen.
Bei Instagram ruft der campende Bundestagsabgeordnete überwiegend positive Resonanz hervor. Eine Userin kommentiert: "Der ist auf dem Boden geblieben. Im wahrsten Sinne des Wortes."
Ab Oktober übernachtet der SPD-Parlamentarier dann aber doch in günstigen Hotels oder in einer beheizten Hütte eines Strand-Clubs in Berlin-Mitte.
Titelfoto: Facebook/Johannes Fechner