Narren erobern Straßen zurück! Fastnacht im Ländle beginnt

Konstanz - Bald ist es so weit: die Narren erobern die Straßen und Ballsäle im Ländle zurück. Durch die coronabedingte Zwangspause war das närrische Treiben nur eingeschränkt möglich. Nun freuen sich die Zünfte zum ersten Mal wieder auf einen Dreikönigstag wie vor der Pandemie.

Im Ländle beginnt die Fastnacht.
Im Ländle beginnt die Fastnacht.  © Patrick Seeger/dpa

Am 6. Januar, dem Dreikönigstag, beginnt die schwäbisch-alemannische Fastnacht offiziell. Körperkontakt ist bei dieser Fasnet ausdrücklich erwünscht, wie die Zünfte erklärten. Straßenumzüge, Bälle, Schülerbefreiungen, Kinderfasnet: der Narrenfahrplan der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) gibt die Richtung vor.

Die Zünfte im Land stimmen sich auf unterschiedliche Arten auf die fünfte Jahreszeit ein: Viele "Mäschgerle" starten beispielsweise mit dem Abstauben der Masken und des Narrengewandes - denn an diesem Tag dürfen sie ihr "Häs", wie das Narren-Outfit auch genannt wird, das erste Mal öffentlich tragen.

An vielen anderen Orten gibt es das obligatorische Ausrufen der Fastnacht oder das Einschnellen, bei dem lange Peitschen knallen, die Karbatschen genannt werden. Kalte Füße bekommen die Narren in Lauffen ob Rottweil bei Deißlingen (Kreis Rottweil):

Mehr familiäre Gewalt gegen Kinder im Südwesten
Baden-Württemberg Mehr familiäre Gewalt gegen Kinder im Südwesten

Bei der "Fiaßwäsch" hängt der dortige Narrenrat diese in einen kleinen Brunnen. Eine Tradition, die in etwas abgewandelter Form auch in Corona-Zeiten gepflegt wurde.

Fasnet in 2023: 47 Tage närrisches Treiben

Ein Schantle, eine Rottweiler Narrenfigur, geht am Fastnachtsmontag durch die Stadt.
Ein Schantle, eine Rottweiler Narrenfigur, geht am Fastnachtsmontag durch die Stadt.  © Silas Stein/dpa

In Stockach (Kreis Konstanz) wird es dagegen wieder "ernst": Dort soll bei einer abendlichen Dreikönigssitzung verkündet werden, welcher Politiker sich vor dem Narrengericht verantworten muss. Auf der Anklagebank saßen schon Franz Josef Strauß (†73), Hans-Dietrich Genscher (†89) und Angela Merkel (68, CDU). Der Prozess findet immer am "Schmotzigen Dunschtig" (16. Februar) statt.

Zuletzt musste sich Grünen-Politiker Cem Özdemir (57) als Beklagter verantworten. "Nach zwei Jahren Fasnachtsabstinenz freuen wir uns auf 47 Tage närrisches Treiben im Jahre 2023", hatte Narrenrichter Jürgen Koterzyna gesagt. Am Aschermittwoch, der 2023 auf den 22. Februar fällt, beginnt dann wieder der Ernst des Lebens.

Die "Goldene Narrenschelle", die von der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte verliehen wird, geht im Februar an Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (55, CSU). Den oberschwäbischen Fasnetspreis "Goldene Saublodr" bekommt am 8. Januar Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (62, CDU).

So viel Stunden Mehrarbeit müssen Polizisten im Ländle leisten
Baden-Württemberg So viel Stunden Mehrarbeit müssen Polizisten im Ländle leisten

Beim Alemannischen Narrenring (ANR) warten die 89 Zünfte und 27.500 Mitglieder auch schon auf den Start der Fastnacht. Erstes Highlight nach dem Dreikönigstag ist der sogenannte Regionenball am 13. Januar bei Friedrichshafen am Bodensee, bei dem 40 Mitgliedszünfte aus der Region zusammenkommen.

"Die Veranstaltung findet zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie wieder statt", sagte ANR-Präsident und Narrenmeister Markus Stark.

Traditionelle Fastnacht im Südwesten

Die Fastnacht im Südwesten ist vorwiegend traditionell geprägt. Die Narren verkörpern meist Figuren aus der Dorf- und Stadtgeschichte sowie Fabelwesen und Tiere. Zum "Häs" tragen sie oft kunstvoll geschnitzte Masken. An einigen Orten sind aber auch Einflüsse des rheinischen Karnevals spürbar - mit Figuren wie Prinz und Prinzessin oder Tanzgarde.

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (61, Bündnis 90/Die Grünen) lobte die Zünfte für die vergangenen Pandemie-Jahre, in denen sie sich verantwortungsvoll verhalten hätten. "Auch während der närrischen Tage gilt die Empfehlung, die allgemeinen Infektionsschutzmaßnahmen einzuhalten", erklärte Lucha.

"Wir alle wissen nach fast drei Jahren Pandemie, wie man sich eigenverantwortlich schützen kann."

Titelfoto: Patrick Seeger/dpa

Mehr zum Thema Baden-Württemberg: