Anzeigenhauptmeister unterwegs in Potsdam: "Ich werde weitermachen"

Potsdam - Der selbsternannte "Anzeigenhauptmeister" hat der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam einen Besuch abgestattet. Dabei gab der 18-Jährige nicht nur zahllose Anzeigen auf - sondern erklärte auch, weshalb er vom Aufgeben so gar nichts hält.

Das gibt ein Knöllchen: der Anzeigenhauptmeister in Aktion.
Das gibt ein Knöllchen: der Anzeigenhauptmeister in Aktion.  © Julian Stähle

War er das wirklich? So mancher Potsdamer traute seinen Augen kaum, wer da am Dienstag seit den frühen Morgenstunden die heimischen Straßen unsicher, oder vielmehr: sicher, machte.

Neongelber Arbeitslook, Helm, Fahrrad, Notizblock - kein Zweifel: Niclas M. aka der Anzeigenhauptmeister gab sich die Ehre. Und so musste der Freizeit-Ordnungshüter aus Gräfenhainichen bei seinem Arbeitseinsatz in Potsdam für das eine oder andere Selfie mit Fans posieren.

Natürlich waltete der Anzeigenhauptmeister auch seines Amtes und notierte fleißig Verkehrssünder. Ob Falschparker, Radweg-Blockierer oder telefonierende Autofahrer, wirklich nichts entging dem strengen Blick von Deutschlands wohl bekanntestem Anschwärzer. Mehr als 50 Mal hieß es bis zum Nachmittag: "Anzeige ist raus!"

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Schließlich hat Niclas M. eine Mission. "Ich will in jeder deutschen Stadt und Gemeinde mindestens eine Anzeige geschrieben haben", erklärte der Anzeigenhauptmeister. Mehr als 4000 Knöllchen gehen laut eigener Aussage schon auf sein Konto. Der Grund: "Es macht mir Spaß und ich möchte einfach, dass die Leute das Gesetz einhalten."

Wer Falschparker aufspüren will, muss akribisch vorgehen. An einer Potsdamer Bushaltestelle zückte der Anzeigenhauptmeister plötzlich Zollstock und Kreide - und tatsächlich: Gleich fünf Autos hielten den Mindestabstand von 15 Metern nicht ein. Ihre Halter erwartet nun eine Geldbuße von je 55 Euro.

Der 18-Jährige weiß, wie man sich medienwirksam inszeniert.
Der 18-Jährige weiß, wie man sich medienwirksam inszeniert.  © Julian Stähle

Anzeigenhauptmeister löst Polizeieinsatz in Potsdam aus

Niclas M. will trotz aller Kritik weiter Falschparker melden.
Niclas M. will trotz aller Kritik weiter Falschparker melden.  © Julian Stähle

Nicht jedem gefällt das. Auch in Potsdam musste am Dienstag die Polizei ausrücken, weil ein Falschparker dem Anzeigenhauptmeister gegenüber aggressiv wurde. In einer S-Bahn in Sachsen-Anhalt wurde die "Spiegel TV"-Berühmtheit kürzlich von aufgebrachten Fußballfans attackiert.

Niclas M. interessiert das herzlich wenig. Auf die Frage, wie er mit Kritik umgehe, antwortete er: "Das geht mir hier rein und da raus. Ich werde weitermachen." Er spiele mit den "Hatern", so der passionierte Falschparker-Aufschreiber.

Tatsächlich hat sich der Anzeigenhauptmeister inzwischen zu einem veritablen Internetphänomen entwickelt. Der junge Mann scheint die Aufmerksamkeit zu genießen. Auf seiner Potsdam-Tour bewarb er zugleich den eigenen Kanal auf Instagram.

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Niclas' Familie betrachtet sein Treiben hingegen mit Bauchschmerzen. "Meiner Mutter würde es natürlich gefallen, wenn ich damit aufhören würde. Aber das interessiert mich nicht", betonte der Anzeigenhauptmeister.

Titelfoto: Julian Stähle

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