Hobby-Ornithologen wollen bedrohte Vogel-Art mit Bier retten

Luckau - Vier Hobby-Ornithologen in Südbrandenburg zeigen, dass Bier die Wiederansiedlung des selten gewordenen Wiedehopfs befördern kann. Mit dem "Wiedehopfen" finanzieren sie den Bau witterungsbeständiger Nisthilfen.

Mit dem Verkauf ihres "Wiedehopfen" finanzieren vier Hobby-Ornithologen aus Brandenburg den Bau von witterungsbeständigen Nisthilfen.
Mit dem Verkauf ihres "Wiedehopfen" finanzieren vier Hobby-Ornithologen aus Brandenburg den Bau von witterungsbeständigen Nisthilfen.  © Patrick Pleul/dpa

Sie haben ein Vordach und ein rundes Einflugsloch, sind achteckig und bezugsfertig - die tierischen Eigenheime aus Eichenholz. Jetzt braucht der Wiedehopf nur noch einzuziehen.

Je nach Witterung wird der Höhlenbrüter Anfang bis Mitte April aus seinem afrikanischen Winterquartier zurückerwartet. Im vergangenen Jahr war der Wiedehopf Vogel des Jahres.

Dass dem amselgroßen Vogel mit der auffälligen Färbung, der unverkennbaren Kopfhaube und dem langen, gebogenen Schnabel hier Wohnungen quasi frei Haus geliefert werden, hat seinen Grund. In freier Natur hat sich der Wiedehopf rar gemacht.

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"Aber er ist eine Charakterart der Bergbaufolgelandschaft, liebt karge offene Landschaften in trockenwarmen Klimazonen, auch ehemalige Truppenübungsplätze, auf denen er Maulwurfsgrillen und Heuschrecken als Nahrung findet", sagt der Leiter des Natur-Erlebniszentrums Wanninchen der Sielmann-Stiftung, Ralf Donat.

Möglich gemacht haben das Hobby-Ornithologe Philipp Juranek und seine drei Mitstreiter, die sich über das Internet kennenlernten. Der Berliner Filmemacher war vor fünf Jahren mit seiner Familie auf einen alten Bauernhof bei Luckau gezogen und hatte in seinem Garten den Wiedehopf entdeckt.

Gemeinsam mit seinem Nachbarn Bastian Enners erfand er das "Wiedehopfen" - ein Bier, das zugunsten des Vogels verkauft wird. Illustratorin Lucia Zamolo lieferte das Design dazu, Fotograf Levin Gräfe die Aufnahmen für die Website.

Einen Partner für das ungewöhnliche Wiederansiedlungsprojekt fanden die vier in der Barnimer Brauhaus GbR aus Hohenfinow (Kreis Barnim).

90 Brutkästen wurden aus dem Erlös des Bieres schon angefertigt

Naturschützer Philipp Juranek (l) und Ralf Donat, Leiter des Natur-Erlebniszentrums Wanninchen der Sielmann-Stiftung, stehen neben Wiedehopf-Brutkästen.
Naturschützer Philipp Juranek (l) und Ralf Donat, Leiter des Natur-Erlebniszentrums Wanninchen der Sielmann-Stiftung, stehen neben Wiedehopf-Brutkästen.  © Patrick Pleul/dpa

Insgesamt 90 Wiedehopf-Brutkästen haben die Initiatoren bisher von einem Tischler anfertigen lassen, finanziert aus dem Erlös des Bieres. Die geräumigen Luxus-Niströhren werden kostenlos an Interessenten abgegeben.

Auf 12 bis 15 Brutpaare schätzt Donat das Vorkommen in Wanninchen, 10 davon hätten die Nisthilfen bezogen. Wenn die Bedingungen stimmten, könne der Wiedehopf zwei Bruten mit je 5 bis 8 Eiern im Jahr aufziehen. "Wichtig ist nicht nur die Anbringung der Niströhren, sondern der Erhalt der Lebensräume", betont der Fachmann.

Wer sich einen Brutkasten abhole, fühle sich auch dafür verantwortlich, hat Juranek beobachtet. Insofern sei der Wiedehopf schon identitätsstiftend. "Das ist Öffentlichkeitsarbeit, die von selbst funktioniert", freut er sich. Inzwischen bekämen die Initiatoren Anfragen aus ganz Deutschland.

Von den schätzungsweise 800 bis 950 Brutpaaren deutschlandweit lebe ungefähr die Hälfte in Brandenburg, sagt der Biologe.

Titelfoto: Patrick Pleul/dpa

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