Treuhand versetzte MZ vor 30 Jahren kurz vor Weihnachten den Gnadenstoß

Von Martin Gottschling, Thomas Fritzsch

Zschopau - Samstag vor 30 Jahren ging im Erzgebirge eine Ära zu Ende. Am 18. Dezember 1991 gab die Treuhandanstalt die Abwicklung des traditionsreichen VEB Motorradwerks Zschopau (MZ) bekannt. Eberhard Bredel (78), der letzte Betriebsdirektor, erinnert sich an die schwierige Weihnachtszeit nach der Wende.

Vom Zschopauer Bahnhof wurden die MZ-Motorräder in die Welt verschickt.
Vom Zschopauer Bahnhof wurden die MZ-Motorräder in die Welt verschickt.  © Thomas Fritzsch/PhotoERZ

"Es war eine unendliche Enttäuschung für uns, dass der Liquidations-Beschluss tatsächlich vollzogen wurde. Es gab ja seit Beginn der Währungsunion viele Bemühungen, das Werk zu erhalten", sagt Eberhard Bredel. "Dies betraf die Entwicklung neuer Produkte und die Erschließung neuer Märkte. Die Zweit-Aktivität war, neue Investoren zu gewinnen."

Fast 70 Jahre lang wurden in Zschopau DKW- und MZ-Motorräder produziert. Im Vorfeld des niederschmetternden Treuhand-Beschlusses waren die rund 1600 verbliebenen Beschäftigten mehrmals auf die Straße gegangen, um für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze zu kämpfen. Die Belegschaft sei laut Bredel "wie vor den Kopf geschlagen" gewesen, als sie von dem drohenden Aus erfuhr.

Drei Tage vor Heiligabend forderte der Betriebsrat im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (†91) die Aussetzung der Liquidation, der zum Jahresbeginn 1992 nur teilweise entsprochen wurde. Am 30. Juni 1992 gingen die Lichter für immer aus.

Ex-Betriebsdirektor Eberhard Bredel (78) steht vor dem ehemaligen Motorradwerk Zschopau.
Ex-Betriebsdirektor Eberhard Bredel (78) steht vor dem ehemaligen Motorradwerk Zschopau.  © Thomas Fritzsch/PhotoERZ
70 Jahre lang wurden DKW- und MZ-Motorräder in Zschopau produziert.
70 Jahre lang wurden DKW- und MZ-Motorräder in Zschopau produziert.  © Thomas Fritzsch/PhotoERZ

Ein Großteil der Beschäftigten fand in Zschopau Arbeit in neuen Firmen, zum Beispiel in der von Bredel gegründeten ITG Engineering GmbH.

Titelfoto: Thomas Fritzsch/PhotoERZ

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