Dieser Atom-Bunker mitten in Deutschland war bis 2001 in Betrieb: Jetzt kann man ihn kaufen!

Xanten/NRW - Direkt an einer befahrenen Hauptstraße in Xanten am Niederrhein steht ein vierstöckiges Mehrfamilienhaus - und daneben im Garten ein atombombensicherer Bunker aus den 1960er Jahren.

Der Bunker stammt aus den 1960er Jahren und bietet rund 850 Quadratmeter Fläche sowie ein großes Grundstück.
Der Bunker stammt aus den 1960er Jahren und bietet rund 850 Quadratmeter Fläche sowie ein großes Grundstück.  © Fabian Strauch/dpa

Sein 71-jähriger Besitzer, der anonym bleiben möchte, will die Anlage für 1,6 Millionen Euro verkaufen, das Haus aber behalten. Ein "höchst sicherer Zufluchtsort" für den "Schutz einer Familie unter extremsten Bedingungen", wirbt ein Makler.

Mehrere Interessenten haben schon angefragt.

Der Besitzer, ein älterer Mann mit dunkelblauem Trainingsanzug und einer sportlichen Mütze, steigt bei einem Besichtigungstermin die rund 20 Stufen zum Bunker herunter. Es riecht modrig.

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Vorbei an mehreren kleinen Räumen mit Technik aus einer anderen Zeit, dicken Stahlrohren und alten Sanitäranlagen geht es bis zu zwölf Meter tief unter die Erde.

Dort gibt es kein Licht, der Strom wurde schon vor einer Weile gekappt. Orientierung geben fluoreszierende gelbe Farbstreifen an den vier Meter dicken Wänden.

Makler wirbt für sicheren Schutz

Die alte Technik ist teilweise noch erhalten.
Die alte Technik ist teilweise noch erhalten.  © Fabian Strauch/dpa

Der Makler Daniel Philipps aus Mülheim/Ruhr bietet die besondere Immobilie unter anderem auf der Plattform "eBay Kleinanzeigen" an.

Der Bunker wurde 1967 gebaut und war als atombombensichere Fernmeldestelle ausgelegt.

Rund 500 Personen hätten hier auf insgesamt 850 Quadratmetern Platz gehabt, sagt der 31-jährige Makler. Bis 2001 sei er tatsächlich noch in Betrieb gewesen, danach habe die Bundesregierung das Objekt verkauft.

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Doch wer will überhaupt einen Bunker kaufen und warum? "Privatleute und Firmen bislang", berichtet der Makler. Oft seien es "Leute aus der Umgebung", daneben Firmen, hauptsächlich Baufirmen.

"In Deutschland gibt es aber keine Firma mehr, die sich mit dem Bunkerbau auskennt", erklärt Philips. Eine Sanierung wäre teuer und aufwendig: Die ganze Anlage wieder zu reaktivieren, würde rund 150.000 Euro kosten, schätzt er.

Dennoch gibt es laut dem Makler bereits sieben seriöse Interessenten, die meisten wollten den Bunker als Schutzraum nutzen - für sich selbst oder für andere.

Ein Modell bestehe beispielsweise darin, Menschen aus dem Umland einen Platz im Bunker zur Miete anzubieten - wobei die Lebensmittel- und Trinkwasserversorgung und die Versorgung mit ABC-Schutzanzügen noch offen sei.

Bunker schützt gegen Atom-Anschlag

Dicke Türen zwölf Meter unter der Erde.
Dicke Türen zwölf Meter unter der Erde.  © Fabian Strauch/dpa

Nach einem atomaren Anschlag könne man dann fünf bis sieben Tage im Bunker bleiben. "Für die Detonation und den Fall-out ist der Bunker geeignet und danach verlässt du den Bunker und siedelst um", sagt der Makler und nippt an seinem schwarzen Kaffee.

Der jetzige Eigentümer war eher zufällig an den Bunker gekommen, als er 2008 mit seiner Frau und den drei Kindern das Wohnhaus - eine ehemalige Kaserne - neben dem Bunker bezog. Ihn habe nur das Haus interessiert, das nach einer Renovierung heute Platz für vier Mietparteien bietet.

Solange der Bunker ungenutzt war, habe es mehrfach Einbrüche gegeben, sagt der Eigentümer. Mehrmals im Jahr seien ungebetene Gäste in den Garten gekommen, um sich den Bunker anzuschauen. Zeitweise war der Bunker untervermietet.

2019 habe ein Untermieter dort sogar Marihuana angebaut. Die Polizei hatte den Bunker dann von den Pflanzen befreit. Seitdem steht er leer.

Nun setzen Makler und Besitzer auf die neuen Schutzbedürfnisse angesichts unsicherer Zeiten und hoffen auf eine Zukunft für die labyrinthartige Immobilie.

Titelfoto: Fabian Strauch/dpa

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