Lieferengpässe bei NRW-Apotheken bereiten Sorge: "Die Lage ist schlimm"

Düsseldorf - Nordrhein-Westfalens Apotheken beklagen anhaltende Lieferengpässe bei einer Reihe von Medikamenten. Darunter sind Fiebersäfte für Kinder, Magensäureblocker, Hustensäfte und Blutdruckmittel.

Die Apotheken in NRW haben seit einiger Zeit mit schweren Lieferengpässen bei einer Reihe von Medikamenten zu kämpfen.
Die Apotheken in NRW haben seit einiger Zeit mit schweren Lieferengpässen bei einer Reihe von Medikamenten zu kämpfen.  © Marcus Brandt/dpa

Die Probleme hätten in den vergangenen Monaten zugenommen, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis (Jahrgang 1959), in Düsseldorf. "Die Lage ist schlimm." Mit Blick auf 2023 sagt er: "Wir erwarten eine Steigerung der Lieferdefizite."

Ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sprach von einer "großen Herausforderung", die man angesichts der Engpässe habe, und die auf absehbare Zeit bestehen bleiben werde.

Die ABDA begründet die angespannte Lage mit dem "enormen Kostendruck im Gesundheitswesen". Um Geld zu sparen, setzten Hersteller auf eine Produktion in Asien, sagte ein Sprecher. Falle dort eine Charge aus oder der Schiffstransport verspäte sich, habe das Folgen für das hiesige Angebot.

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Der Apothekerverband Westfalen-Lippe teilte mit, dass derzeit auch bei Hustenmitteln mit Codein, Antiepileptika mehreren Antibiotika und starken Schmerzmitteln Lieferengpässe bestehen.

Lieferengpass bedeutet nicht gleichzeitig Versorgungsengpass

Unter anderem herrscht derzeit ein Mangel an Fiebersäften für Kinder, Magensäureblockern, Hustensäften und Blutdruckmittel.
Unter anderem herrscht derzeit ein Mangel an Fiebersäften für Kinder, Magensäureblockern, Hustensäften und Blutdruckmittel.  © Waltraud Grubitzsch/dpa

Auch das Internet spiele eine Rolle: Eine Sprecherin des Verbandes berichtet, dass das bei Durchfallerkrankungen geeignete Mittel Elotrans in sozialen Medien als angebliches Anti-Kater-Mittel beworben werde. Ergebnis: Auch hier gibt es den Angaben zufolge Engpässe. Das sei "äußerst bedenklich".

Was also tun? Der Apothekerverband Westfalen-Lippe fordert: "Um Lieferengpässe in den Griff zu bekommen, muss die Produktion von Wirkstoffen und Arzneimitteln unter hohen Umweltschutz- und Sozialstandards wieder verstärkt in der EU stattfinden."

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) führt derzeit etwa 300 Meldungen zu Lieferengpässen auf - bei rund 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland.

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Die Behörde weist aber darauf hin, dass es für viele knappen Medikamente eine Reihe wirkstoffgleicher Nachahmerarzneien gebe. Ein Lieferengpass müsse nicht gleichzeitig ein Versorgungsengpass sein.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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