Sechs Stunden in Todesgefahr: Held der Steinbachtal-Sperre baggerte Abfluss frei!

Euskirchen/NRW - Mehrere Politiker heben seinen Baggereinsatz in der Flutkatastrophe als beispielhafte Zivilcourage hervor, doch der Eifeler Tiefbauer Hubert Schilles (67) bleibt bescheiden.

Die Steinbachtalsperre drohte zu brechen. Mit einem Bagger konnte ein Unternehmer und Tiefbauer den Abfluss befreien. Gleichzeitig wurde viel Wasser abgepumpt.
Die Steinbachtalsperre drohte zu brechen. Mit einem Bagger konnte ein Unternehmer und Tiefbauer den Abfluss befreien. Gleichzeitig wurde viel Wasser abgepumpt.  © Markus Klümper/DPA

"Das war keine Heldentat. Das hätte jeder andere auch gemacht", sagte der 67-jährige Schilles der Deutschen Presse-Agentur am Montag.

Der Inhaber einer Tiefbaufirma aus der Region hatte sich am vergangenen Donnerstag ohne zu zögern bereit erklärt, den mit Boden und Geröll zugeschwemmten Abfluss der Steinbachtalsperre in Euskirchen freizubaggern.

Dort war befürchtet worden, der Damm könne brechen, wenn es nicht gelänge, Druck von der übervollen Talsperre zu nehmen.

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Er habe ja genau gewusst, was für die Ortschaften unterhalb des Dammes auf dem Spiel stand, sagte Schilles.

"Mir war klar. Hier muss sofort Hilfe her. Da kann man nicht mehr lange überlegen".

Er habe einen 30-Tonnen-Tieflader angefordert und sei "da reingefahren".

"Ich bin ein gläubiger Menschen: Ich habe mich zweimal gesegnet, bevor ich da runter bin", sagte Schilles. 18 Meter unter dem Wasserspiegel arbeitete er dann sechs Stunden lang auf der anderen Seite des akut gefährdeten Dammes und schaufelte den Ablauf frei.

Unternehmer befreite mit Bagger den Steinbachtalsperre-Abfluss

Ein Feuerwehrmann bedient eine Hochleistungspumpe, mit denen die Steinbachtalsperre soweit entleert wurde, damit keine Gefahr mehr bestand.
Ein Feuerwehrmann bedient eine Hochleistungspumpe, mit denen die Steinbachtalsperre soweit entleert wurde, damit keine Gefahr mehr bestand.  © Roberto Pfeil/dpa

Dass er sich selbst in Lebensgefahr begibt, sei klar gewesen.

"Wenn die Wand fliegen gegangen wäre, wäre das hundertprozentig der sichere Tod gewesen. Das war schon eine brisante Situation", sagte Schilles.

"Aber ich hatte keine Angst, weil dahinter stand ja was Großes. Nämlich, dass kein Mensch zu Schaden kommt", sagte Schilles.

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Er halte sein Handeln daher für selbstverständlich. "Man soll nicht die Brust rausdrücken. Ich bin eher der, der im Untergrund arbeitet", sagte der 67-Jährige.

Er und sein Team aus 57 Beschäftigten seien auch nun weiter mit Aufräumarbeiten nach der Katastrophe befasst. Zurzeit fahre er immer wieder Sondermüll zur Deponie.

Ministerpräsident Armin Laschet (60) und NRW-Innenminister Herbert Reul (68,beide CDU) hatten das Engagement des Mannes am Montag beide als beeindruckend und beispielhaft für Zivilcourage hervorgehoben.

"Das ist eine lebensgefährliche Aufgabe", so Laschet bei einem Treffen an der Talsperre. Reul hob hervor, dass sich der Baggerunternehmer damit einreihe in eine große Gruppe Menschen, die im Hilfseinsatz Sensationelles bewegt hätten.

Update, 19.34 Uhr: Steinbachtalsperre ist sicher

Mehrere Tage nach Beginn der Flutkatastrophe gibt es in Nordrhein-Westfalen einen Grund zum Aufatmen: Die seit Tagen vom Hochwasser bedrohte Steinbachtalsperre in der Nähe von Euskirchen hält.

"Ein Dammbruch ist jetzt nicht mehr zu befürchten", teilte die Bezirksregierung Köln am Montag mit.

Zuvor hatten Fachleute die Standsicherheit des Damms begutachtet. In den vergangenen beiden Tagen sei so viel Wasser abgelassen und abgepumpt worden, dass die Experten nun von einer stabilisierten Lage ausgingen, hieß es.

"Die Talsperre wird in den nächsten Tagen abgefischt und dann vollständig entleert."

Titelfoto: Markus Klümper/DPA

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