Tierschützer erhebt nach Flut-Katastrophe Vorwürfe gegen Behörden: "Zum Kotzen!"

Erftstadt – Es sind schwere Vorwürfe, die Markus Barke, Chef der Dogman Tierhilfe e.V., gegen Feuerwehr und Krisenstab erhebt. Der Tierschützer ist im Katastrophengebiet in Erftstadt unterwegs und hat einen verzweifelten Aufruf gestartet.

Der Chef der Dogman Tierhilfe e.V., Markus Barke, meldet sich mit einem dringenden Appell in einem Facebook-Video.
Der Chef der Dogman Tierhilfe e.V., Markus Barke, meldet sich mit einem dringenden Appell in einem Facebook-Video.  © Montage: Facebook/Screenshot/Dogman Tierhilfe e.V.

"Ich bin sowas von sauer, ich bin angepisst", beginnt Barke ein circa fünfminütiges Video, das am Sonntagmittag auf dem Facebook-Kanal der Dogman Tierhilfe gepostet wurde.

"Ich bin entsetzt über die Handlungen der Behörden, des Führungsstabes, der Politik, der Feuerwehr. Es ist sowas von unter aller Sau!", erzürnt sich der Tierhelfer.

Der Grund ist dramatisch: Barke und seine Unterstützer wollten Tiere befreien, die aufgrund der Flut-Katastrophe von ihren Besitzern in Häusern und Wohnungen zurückgelassen werden mussten.

Immer mehr aus Ruder gelaufen: So wappnet sich die NRW-Polizei jetzt für die Halloween-Nacht
Nordrhein-Westfalen Immer mehr aus Ruder gelaufen: So wappnet sich die NRW-Polizei jetzt für die Halloween-Nacht

Das Team sei bei seinem Einsatz jedoch auf Widerstand gestoßen: "Die Feuerwehr behindert uns und weigert sich strikt, dass wir den Tieren helfen, die seit drei Tagen in den Wohnungen zurückgelassen wurden, nicht versorgt werden und langsam vor sich hin sterben!"

Teilweise befänden sich Tiere in Notlage, berichtet Barke sichtlich aufgelöst. "Wir haben viel Zeit und Geld investiert, um hier vor Ort zu sein und in einer Notsituation zu helfen. Laut Aussagen von den ganzen Leuten inklusive den ganzen Politikern ist es so, dass denen die Tiere scheißegal sind."

Chef der Dogman Tierhilfe startet Aufruf in Facebook-Video

Lage in Risikogebiet offenbar noch zu unsicher für Tierretter

Viele Häuser sind durch das Unwetter in Erftstadt eingestürzt oder gefährdet. In einigen befinden sich Haustiere, die von ihren Besitzern zurückgelassen werden mussten.
Viele Häuser sind durch das Unwetter in Erftstadt eingestürzt oder gefährdet. In einigen befinden sich Haustiere, die von ihren Besitzern zurückgelassen werden mussten.  © David Young/dpa

Barke ist sich bewusst: "Natürlich befindet sich im Krisengebiet hier die ein oder andere Gefahr, wo man sagen muss, das ist ein Gefahrenbereich, das könnte Menschenleben gefährden oder uns gefährden, wenn wir da reingehen."

Jedoch gebe es genügend Bereiche, die überhaupt nicht gefährdet seien und wo den Tieren geholfen werden könnte. "Darin werden wir behindert, wir werden jedes Mal wieder unterbrochen."

Die Feuerwehrleitstelle und das Krisenzentrum in Erftstadt verweigere den Helfern den Zugang, da die Lage noch zu unsicher sei.

Haus der Eltern umdekoriert: 21-Jähriger sorgt für Ausnahmezustand in seiner Stadt
Nordrhein-Westfalen Haus der Eltern umdekoriert: 21-Jähriger sorgt für Ausnahmezustand in seiner Stadt

In Nordrhein-Westfalen hat es bislang 46 Tote im Zusammenhang mit der Unwetterkatastrophe gegeben (Stand Sonntagmittag). Allein in Erftstadt gelten nach aktuellem Kenntnisstand 34 Personen als vermisst.

Markus Barke sieht dennoch dringenden Handlungsbedarf: "Menschenleben gehen vor, ja okay, ist nicht meine Meinung, aber ist verständlich. Aber irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem die Tiere kommen und man die nicht elendig da oben verrecken lässt."

Tierschützer mit dringendem Appell: "Wir brauchen uneingeschränkten Zugang, sofort!"

Die Verzweiflung unter den Tierschützern ist groß. "Ich weiß nicht mehr weiter, das ist sowas von zum Kotzen. Es wird von Umweltschutz, von Naturschutz, von Tierschutz gesprochen und das wird alles nur mit Füßen getreten. (...) Die Feuerwehr setzt sich auf ihr Zimmerchen und macht hier die Welle. Das geht nicht mehr, das ist unverantwortlich sowas."

Barkes Appell könnte daher kaum eindringlicher sein: "Wir brauchen uneingeschränkten Zugang, sofort!" Sollte das nicht passieren, werde man "rigoros vorgehen und eingreifen", droht der Tierhilfe-Chef. Wie genau das aussehen soll, führt Barke nicht aus.

Die Anteilnahme der Facebook-User ist enorm: "Da könnte man nur noch weinen und laut schreien", schreibt ein Nutzer und erhält viel Zustimmung.

"Ich finde, wenn’s irgendwie geht müssen die Tiere gerettet werden dürfen. Sie sind doch Familienmitglieder. Es ist für die Familien schon schlimm genug, ihre Tiere zurücklassen zu müssen, aber zu wissen, dass sie nicht gerettet werden durften, obwohl die Möglichkeit dazu war, ist grausam", meint ein anderer User.

Die Mitarbeiter der Dogman Tierhilfe sind weiterhin vor Ort im Einsatz. Die Behörden sowie die Feuerwehr haben sich zu den Vorwürfen öffentlich bislang nicht geäußert.

Titelfoto: Montage: David Young/dpa, Facebook/Screenshot/Dogman Tierhilfe e.V.

Mehr zum Thema Nordrhein-Westfalen: