Traditions-Metzger in Gefahr: Kostenexplosion zwingt Chefin zu drastischer Maßnahme

Ingelheim am Rhein - Petra Nieding (56) ist Metzgerin mit Leib und Seele. Seit fünf Jahren leitet sie den Traditionsbetrieb Feinkost Metzger Stephan im rheinland-pfälzischen Ingelheim. Doch die jüngsten Entwicklungen brachten ihren Betrieb massiv in Schieflage. Diese zwang die 56-Jährige zu einigen drastischen Maßnahmen.

Mit ihrem Betrieb sammelte Petra Nieding (56) über 200 Goldmedaillen und etliche Siegerpokale.
Mit ihrem Betrieb sammelte Petra Nieding (56) über 200 Goldmedaillen und etliche Siegerpokale.  © Facebook/Feinkost Metzgerei Stephan

Vor rund 130 Jahren wurde die zuvor in vierter Generation geführte Metzgerei gegründet, stand schon seit eh und je für Qualität. Nieding hob das Ganze nochmals auf ein neues Level, setzt ausschließlich auf nach Bio-Standards gehaltene Tiere und wartet regelmäßig mit schmackhaften Innovationen auf.

Doch der explosionsartige Kostenanstieg in allen Bereichen - von den Energiekosten bis hin zu den Wurstwaren-Gewürzen - sorgte zunächst einmal dafür, dass Nieding seit einiger Zeit auf ihr eigenes Gehalt (rund 2500 Euro brutto) verzichtet - oder besser gesagt verzichten muss, wie sie auch der Bild-Zeitung erzählte.

Hauptgrund für den enormen Einschnitt, den ihr Ehemann glücklicherweise finanziell auffangen kann: Die Metzgermeisterin will weder ihren Betrieb schließen, noch einen ihrer 25 Angestellten vor die Tür setzen. "Das bringe ich niemals über das Herz", sagte die 56-Jährige.

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Am Beispiel einer Fleischwurst, die sie in ihrem Laden für etwas mehr als elf Euro über die Theke reicht, blieben ihr neuerdings lediglich noch elf Cent an reinem Gewinn übrig - zum Rücklagenbilden, in privater wie auch geschäftlicher Hinsicht, viel zu wenig.

Daher nimmt die Vollblut-Metzgerin, die mit ihren Fleisch- und Wurstwaren insgesamt 225 Goldmedaillen und etliche Pokale in verschiedensten Wettbewerben abräumte, auch ihre Angestellten mit in die Verantwortung.

Traditionsmetzgerei aufgrund von Kostenexplosion gebeutelt: An Fleischwurst verdient man elf Cent

Weder Firmenhandys noch -wagen sind auf unbestimmte Zeit drin. Darüber hinaus werden die Geschäftsräume eigenhändig und nicht durch Fremdfirmen gereinigt. Jede Maßnahme, die auch von den Mitarbeitern selbst angestoßen werden dürfen und sollen, soll am Ende zumindest für einen geringen Gewinn herhalten.

Ob sich der Traditionsmetzger damit dauerhaft über Wasser halten wird? Petra Nieding wird definitiv alles daran setzen.

Titelfoto: Facebook/Feinkost Metzgerei Stephan

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