Deshalb wird in diesem Reitsportverein mit Steckenpferden trainiert

Halle (Saale) - Auf den ersten Blick mag vielleicht ein wenig ulkig aussehen, wofür der Reitsportverein Halle nun eine neue Sektion gegründet hat. Hobby Horsing, also das Reiten auf einem Steckenpferd, ist ein Angebot, mit dem der Verein einen neuen Trend aufgreift.

Nicht auf vier tierischen, sondern zwei menschlichen Beinen werden beim Reitsportverein Halle in Zukunft Trainings absolviert.
Nicht auf vier tierischen, sondern zwei menschlichen Beinen werden beim Reitsportverein Halle in Zukunft Trainings absolviert.  © Jan Woitas/dpa

Damit will er Kindern ermöglichen, auf dem eigenen Pferd zu sitzen - auf einem, das nur dann wiehert, bockt und buckelt, wenn der Reiter oder die Reiterin es imitiert.

Das Reiten auf einem Steckenpferd sei "für viel mehr wichtig als nur für den garantierten Spaßfaktor", sagt der Vereinsvorsitzende Olaf Trübner. Die Kinder nähmen den Sport richtig ernst, würden mutig und entwickelten eine ordentliche Portion Ehrgeiz.

Das Steckenpferd sei dabei nicht einfach nur ein Spielzeug, sondern ein Weggefährte mit eigenem Stall im Kinderzimmer, selbstgebastelten Trensen, Decken, Gerten und selbstverständlich auch einem eigenen Namen, so Trübner.

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"Beim Hobby Horsing wird genau das abverlangt, was lebenden Pferden und ihren Reitern abverlangt wird", erklärt Trübner. Also: Schritt, Trab, Galopp - in bestimmter Reihenfolge über den Platz und über Hindernisse. "Spielerisch lernen die Kinder also, wie Reiten auf einem lebenden Pferd geht. So können sie sich später besser in das Pferd hineinversetzen, auf dem sie sitzen."

Außerdem sei schon nach kurzer Zeit erkennbar, dass die Kinder motorisch fitter würden. "Die Motorik ist bei vielen Kindern heute ein echtes Problem."

Lucie Wenke, Helena Lemnian und Johanna Baschus sind die ersten drei Mitglieder der neuen Sektion in Halle. Alle drei sitzen regelmäßig auch auf lebenden Pferden. Ihre Steckenpferde Sunny, Flecki und Happy wollen sie dennoch nicht mehr hergeben.

"Da entwickelt sich gerade ein ganz neuer Markt"

Mit dem Hobby Horsing reagiert der Verein auf einen neuen Trend. Steckenpferde werden so zu mehr als nur einem Spielzeug.
Mit dem Hobby Horsing reagiert der Verein auf einen neuen Trend. Steckenpferde werden so zu mehr als nur einem Spielzeug.  © Jan Woitas/dpa

Besonders viel Spaß mache den Mädchen die Bewegung auf dem Reitplatz, erzählen sie. "Außerdem kann ich Sunny die Fehler halt nicht einfach in die Schuhe schieben", erzählt die neunjährige Lucie. Um höher zu springen, müsse sie eben so lange trainieren, bis es besser klappt.

Auch Helena wolle mit ihrem Happy - einer Sonderanfertigung und damit ein besonderes Prachtexemplar an Steckenpferd - in Zukunft daran arbeiten, höher zu springen, erzählt die Neunjährige und streichelt stolz über die schwarze Mähne.

Insgesamt gehe es darum, das richtige Pferd für sich zu finden, sagt Christin Wenke, die stellvertretende Vorsitzende des Reitvereins und Ansprechpartnerin für die neuen Hobby-Horsing-Trainer dort. Es dürfe nicht zu schwer sein, aber auch nicht zu leicht. Der Stock dürfe nicht zu lang sein. Und das Aussehen müsse natürlich auch stimmen.

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"Da entwickelt sich gerade ein ganz neuer Markt." Von rund 80 Euro für ein "ganz normales Trainingspferd", bis hin zu Anfertigungen, die ab 200 Euro im Internet zu bestellen seien: "Da gibt es immer und immer mehr."

An den ersten Trainings in Halle werden wahrscheinlich erst einmal sieben oder acht Kinder teilnehmen, so die Prognose von Trübner.

Bei manchen Reitwettbewerben sei das Hobby Horsing mittlerweile schon Pflicht und sorge dort auch bei älteren Reiterinnen und Reitern für viel Freude. "Auch deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir im nächsten Sommer zwischen zwanzig und dreißig Hobbyhorser bei uns haben", sagte Trübner. Eine Altersbegrenzung gäbe es nicht.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa

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