Bangen um marodes sächsisches Gotteshaus: Klingen die Glocken weiter?

Von Anke Brod

Großpösna - Da schrillten im Gotteshaus aber alle Alarmglocken. Sprichwörtlich um fünf vor zwölf hatte die evangelisch-lutherische Kirchgemeinde von Güldengossa (Landkreis Leipzig) bei der Gemeinde Großpösna und beim Freistaat Sachsen vor einem Jahr auf sich aufmerksam gemacht: Das Mauerwerk ihrer denkmalgeschützten Kirche wies gefährliche Mauerrisse auf – es drohte der Einsturz. Inzwischen laufen die Notmaßnahmen zur Substanzsicherung auf Hochtouren.

Die Kirche von Güldengossa bei Großpösna wird notsaniert: Das Mauerwerk zeigt große Risse...
Die Kirche von Güldengossa bei Großpösna wird notsaniert: Das Mauerwerk zeigt große Risse...  © Anke Brod

Die Kirche bleibt also im Dorf. Dieser Umstand sorgte am Freitag unter den Teilnehmern einer Baustellenbesichtigung für spürbare Erleichterung.

Ursache für den Gebäudenotstand sind fachlichen Angaben zufolge austrocknende, historische Feldsteinfundamente.

Wie Architekt Mathias Förtsch (70) in der durch Planen vor Rieselstaub geschützten Barockkirche sagte, zeigten sich bereits 2015 Risse. Er betreut das altehrwürdige Gotteshaus seit 2000.

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"Hätte sich der Prozess ohne sofortigen Eingriff fortgesetzt, wäre ein Einsturz der Sakristei und des Kirchengebäudes zu befürchten gewesen", bestätigte seinerseits der Großpösnaer Bürgermeister Daniel Strobel (46, parteilos).

Die aktuellen Spezialtiefbauarbeiten zur Sicherung des Güldengossaer Gotteshauses ermöglichte im weiteren Verlauf Petra Köpping (65, SPD), Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Sie hatte überdies Dirk Panter (49, SPD), Mitglied des sächsischen Landtags, ins Boot geholt. "Wir schauten zusammen in Dresden, über welchen Topf wir die Sanierung fördern könnten", berichtete dieser im Gespräch mit TAG24.

... die mit der Zeit immer größer wurden.
... die mit der Zeit immer größer wurden.  © Anke Brod

800.000 Euro fürs Gotteshaus – dank Denkmalschutzsicherung

Auch die sächsische Staatsministerin Petra Köpping (65, SPD, 2.v.l.) verschaffte sich einen Eindruck vom Stand der Notsicherung in der Kirche.
Auch die sächsische Staatsministerin Petra Köpping (65, SPD, 2.v.l.) verschaffte sich einen Eindruck vom Stand der Notsicherung in der Kirche.  © Anke Brod

Erst habe man das Unterfangen aus sogenannten PMO-Mitteln finanzieren wollen, erklärte Panter. Jene Gelder setzen sich demnach aus Vermögen der Parteien und Massenorganisationen (PMO) der ehemaligen DDR zusammen.

Nach der Wiedervereinigung verwaltete die Treuhandanstalt die Mittel. Im Januar 2022 wurden sie schließlich von der sächsischen Staatsregierung für Projektfinanzierungen freigegeben.

Die insgesamt 800.000 Euro für die Kirche in Güldengossa stammen laut Panter letztlich nun aber aus der Denkmalschutzsicherung. 400.000 Euro würden hierbei zur Notsicherung verwendet, die andere Hälfte sei für die ab Frühjahr 2025 geplante Innensanierung bestimmt.

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"Die Kirche in Güldengossa wurde immer stiefmütterlich behandelt", klagte Pfarrer Matthias Weber (63) bei der Baustellenbesichtigung. Sanierungen gab es demnach zwischen den Jahren 2000 und 2014 aus Geldknappheit nur häppchenweise. So habe drinnen lange lediglich eine Lampe und eine Glühbirne für Erhellung gesorgt.

Der ehrgeizige Plan nach all dem Trübsinn besagt: Die schöne Kirche in Güldengossa soll schon Weihnachten 2025 komplett fertig saniert sein!

Titelfoto: Bildmontage: Anke Brod

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