Bauernaufstand vor dem Landtag: So kämpfen jetzt Betriebe um ihre Existenz
Dresden - Wut und Verzweiflung trieben am Mittwoch Hunderte sächsische Bauern vor das Landtagsgebäude in Dresden. Aufgrund einer Panne im Ministerium fehlen ihnen und ihren Betrieben viele Millionen Euro. Ganze Existenzen sind bedroht.
Die Protestschilder sprechen Klartext: "Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen" oder "Tausche Fakten gegen Ideologie" war an den Traktoren zu lesen.
Marc Bernhard (37), Landwirt in siebter Generation, war mit dabei: "Auch wenn das Wetter heute topp ist, wir Bauern stehen voll im Regen!", machte der Milchbauer sich vor dem Landtag Luft, während darin die Sondersitzung lief.
Kein Wunder: Eigentlich erhalten die rund 7000 landwirtschaftliche Unternehmen in Sachsen seit 30 Jahren immer im Dezember rund 240 Euro Zuschuss pro Hektar Land. Dieses Mal werden die EU-Fördermittel aber erst im Februar 2024 ausgeschüttet.
Grund dafür: Eine technische Panne im sächsischen Landwirtschaftsministerium.
Krisenmanagement beginnt mit Hiobsbotschaft
"Ich bewirtschafte 100 Hektar Land. Demnach fehlen mir bis zum nächsten Jahr mehr als 200.000 Euro", so der letzte Milchbauer aus Freital. Seine Forderung ist klar formuliert: fristgerechte Auszahlung der Beträge bis Ende Dezember.
Zeitgleich mit der aktuellen Hiobsbotschaft begann für Bernhard allerdings auch das Krisenmanagement: "Was Pachten, Dünger und Saatgut angeht, werde ich meinen Partnern sagen, dass sie ihr Geld später erhalten müssen. Dann muss ich versuchen, Geld aus anderen Töpfen zu nehmen, um mein Unternehmen zu retten."
Als Sprecher bei der Demo vor dem Landtag plädierte Marc Bernhard trotz allem dafür, "Mut und Hoffnung nicht zu verlieren. Wir sind die Ernährer unserer Gesellschaft und müssen zusammenhalten."
Bevor die Landwirte zurück auf den Acker zur Arbeit fuhren, sangen sie im Chor: "Gottlob, dass ich ein Bauer bin."
Titelfoto: Bildmontage: Roland Halkasch, Holm Helis