Das Geheimnis des Hexenhäusels: Stadtführerin will Bautzens ältestes Haus zum Museum machen

Bautzen - Wohl jeder Einheimische kennt das kleine Hexenhaus an der Spree. Doch was verbirgt sich hinter der märchenhaften Fassade des jahrhundertealten Gemäuers?

Ronny Neumann (43) und Gerlind Alius (59) sind die neuen Mieter von Bautzens ältestem Häuschen.
Ronny Neumann (43) und Gerlind Alius (59) sind die neuen Mieter von Bautzens ältestem Häuschen.  © Ove Landgraf

Um das gut gehütete Geheimnis zu lüften, möchte die neue Mieterin Gerlind Alius (59) die Pforten von Bautzens ältestem Haus (mehr als 400 Jahre alt) für Besucher öffnen - vorher soll es aber noch altertümlich hergerichtet werden.

"Ich kenne das Hexenhäusel seit meiner Kindheit. Schon damals habe ich immer versucht hineinzuschauen", erzählt Gerlind Alius, die erst kürzlich den Mietvertrag für das einstige Fischerhaus bei der Stadt unterschrieben hat.

Nun heißt es ranklotzen! Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Ronny Neumann (43) möchte die Türmerin der Neuen Wasserkunst in Bautzen das historische Gebäude in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen.

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Die beiden planen, die Dielen und Holzdecken freizulegen, um das Haus im Anschluss mit altertümlichen Möbeln aus der Zeit um 1900 zu bestücken. "Dabei wollen wir auf alles, was das moderne Wohnen ausmacht, verzichten."

Wohnstube, Schlafkammer und Kachelofen: Alles genau wie früher

Urige Stube mit gemütlichem Kachelofen. So ähnlich könnte die Gestaltung demnächst wieder sein.
Urige Stube mit gemütlichem Kachelofen. So ähnlich könnte die Gestaltung demnächst wieder sein.  © Ove Landgraf

Stattdessen wird die im Erdgeschoss gelegene Wohnküche mit Küchenhexe, Ausguss, Aufwaschtisch, Eimerbänkchen, Teller- und Tassenregalen sowie einer Holzeckbank mit Tisch und Stühlen ausgestattet. Die daran anschließende Wohnstube erhält einen Kachelofen.

"Viele Teile habe ich schon ergattert", so die leidenschaftliche Sammlerin, die mit Neumann in einem 248 Jahre alten Haus in Seifersdorf lebt. "Für anderes muss ich noch ein bisschen rumtrödeln."

Den Treppenaufgang möchte Alius mit Bildern des Bautzner Malers Georg Heine gestalten - er selbst wurde im Hexenhaus geboren.

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Oben angekommen, soll dann eine originalgetreu eingerichtete Schlafkammer auf Besucher warten: mit ein bis zwei Einzelbetten, Truhen, Spiegelkommode und Lampenschirmen aus Leder, Papier oder mundgeblasenem Glas.

In zwei Jahren soll der Umbau grob fertig sein

Die alte Wohnküche lebt auf historischen Fotos fort und soll wieder entstehen.
Die alte Wohnküche lebt auf historischen Fotos fort und soll wieder entstehen.  © Ove Landgraf

Der Clou: Nur ein Zimmer weiter plant die Stadtführerin, Puppenstuben von Gudrun Schöne aufzustellen - der Inhaberin des Puppenmuseums in Lichtenberg.

In dieser kleinen, aber feinen Ausstellung werden all die Dinge präsentiert werden, "die wir im Original nicht mehr anbieten können", so Gerlind Alius. Auch ein Hausbuch soll es geben, darin will die neue Mieterin dann noch Fotos der ehemaligen Bewohner zusammentragen.

In spätestens zwei Jahren soll das Gröbste fertig sein. So lange möchte das Paar mit den Führungen aber nicht warten. "Ich kann mir gut vorstellen, vorher schon einzelne Räume zu präsentieren."

Für ihre kleinen Gäste will sie sich sogar als fleißige Hexe verkleiden und Geschichten erzählen. "Das Interesse der Menschen ist so groß, da möchte man alle teilhaben lassen. Und vielleicht will uns der ein oder andere ja sogar helfen."

Titelfoto: Ove Landgraf

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