"Demokratie verteidigen": Grüne werben bundesweit um Wahlkampfurlauber für Sachsen

Dresden - Pirna statt Palma, Machern statt Malediven - die Grünen werben deutschlandweit für "Wahlkampfurlaub" in Sachsen: Plakatieren, Hausieren und auf Marktplätzen Flyer verteilen. Geld gibt's dafür nicht - dafür freie Kost und Logis.

Setzen auf auswärtige "Wahlkampfurlauber": die sächsischen Grünen-Chefinnen Marie Müser (26, l.) und Christin Furtenbacher (39).
Setzen auf auswärtige "Wahlkampfurlauber": die sächsischen Grünen-Chefinnen Marie Müser (26, l.) und Christin Furtenbacher (39).  © Steffen Füssel

Der Bremer Landesverband der Grünen malt für Sachsen schon jetzt den Schrecken an die Wand: "Die Umfragewerte lassen Schlimmes befürchten und die Wahlergebnisse könnten unserer Demokratie nachhaltig schaden", heißt es in einem diese Woche veröffentlichten Aufruf zum Wahlkampfurlaub im Osten.

Landes- und Kreisverbände benötigten dringend Hilfe, "um den Wahlkampf zu meistern und unsere Demokratie zu verteidigen".

Auch andere Grünen-Verbände trommeln schon fleißig für den Soli-Sommer im Freistaat. Kreisverbände aus ganz Deutschland hätten bereits Interesse bekundet, die sächsischen Bündnisgrünen bei den Wahlkämpfen zu unterstützen, teilt Landes-Chefin Marie Müser (26) auf Anfrage mit.

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Auf ihrer Internetseite haben Sachsens Grüne ein Anmeldeportal für Wahlkampfurlauber freigeschaltet.

Die Partei hat im Freistaat aktuell 3808 Mitglieder - das Gros jedoch im urbanen Bereich. Der Fokus der Aktion liege daher im ländlichen Raum mit geringer Mitgliederstärke, so Müser. Hier sollen die Wahlkampfurlauber Stände betreuen, plakatieren und im Haustür-Wahlkampf behilflich sein.

Honorar gibt's dafür nicht. "Die Kreisverbände sorgen in der Regel für eine Unterbringung der Wahlkampfurlauber*innen", erklärte Müser.

Wahlkampf-Tourismus in Sachsen: So handhaben es andere Parteien

Tausende Wahlplakate wollen die Grünen in Sachsen aufhängen - dafür braucht es auch auswärtige Hilfe.
Tausende Wahlplakate wollen die Grünen in Sachsen aufhängen - dafür braucht es auch auswärtige Hilfe.  © Thomas Türpe
Wahlkampfstände besetzen - gerade in der Provinz brauchen die Grünen dafür zugereiste Helfer.
Wahlkampfstände besetzen - gerade in der Provinz brauchen die Grünen dafür zugereiste Helfer.  © PR

Bei der politischen Konkurrenz blickt man teils lächelnd und teils neidisch auf die Grünen. Schicke Titel wie Wahlkampfurlaub brauche es bei den Linken nicht, erklärte Landes-Chefin Susanne Schaper (46): "Bei uns gehört Solidarität untereinander so dazu."

Auch die Sachsen-SPD kann sich auf hilfsbereite Genossen aus dem Bundesgebiet verlassen, wie es aus der Dresdner Parteizentrale hieß.

CDU-General Alexander Dierks (36) erklärte, dass sich schon jetzt sogar viele Unterstützer für das "Team Kretschmer" gemeldet hätten, die gar keine Parteimitglieder seien.

Umweltminister Wolfram Günther (50), Justizministerin Katja Meier (44) und Fraktions-Chefin Franziska Schubert (41) sind die Spitzenkandidaten der sächsischen Grünen bei der Landtagswahl.
Umweltminister Wolfram Günther (50), Justizministerin Katja Meier (44) und Fraktions-Chefin Franziska Schubert (41) sind die Spitzenkandidaten der sächsischen Grünen bei der Landtagswahl.  © dpa/Sebastian Willnow

Eine heftige Breitseite kommt dagegen von den Freien Wählern: "Dass die Grünen es für nötig erachten, in westdeutschen Bundesländern in Größenordnungen für Unterstützung zu werben, sehen wir als einen Akt der Verzweiflung", ätzte Vize-Landes-Chef Bernd Schulze (49).

Die Freien Wähler seien in den Kommunen traditionell stark aufgestellt, sodass Unterstützung aus dem Westen weder notwendig noch zielführend sei.

Titelfoto: Montage: PR, Thomas Türpe

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