Riesa - Auch an Maskottchen geht das Alter nicht spurlos vorüber. Das musste jetzt der Riese von Riesa einsehen - und sich einem "Glaubwürdigkeits-Facelift" unterziehen.

Als Gunter Spies (56) im Jahr 2004 zum ersten Mal in die Rolle des Riesaer Riesen schlüpfte, da war der einstige Marinesoldat noch eine gestandene Wikinger-Erscheinung mit rötlich schimmerndem Vollbart. Passend dazu trug er neben Keule und Trinkhorn eine rote Langhaar-Perücke.

Doch auch an Riesen nagt der Zahn der Zeit - und der zeigt sich zuerst am ergrauten Haar. "Beim Bummifest hat mich ein kleines Mädchen plötzlich an den Haaren gezogen und gemeint, dass da etwas nicht stimme, weil sie ja rot seien, während mein Bart grau ist", berichtet Spies.

Rhetorisch konnte er die Zweifel der Fünfjährigen gerade noch zerstreuen, sodass sie den Glauben an den Riesen nicht verlor. "Doch ich musste etwas ändern, um glaubwürdig zu bleiben."

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Den Bart färben oder die Haarpracht wechseln? Der Braumeister entschied sich für letztere Variante und ließ sich sogleich eine neue Wallehaar-Perücke anfertigen - im altersgerechten Grauton.

Und steht damit auch in der Riesaer Tradition. Denn auch 1915 hatte die Stadt einen "Weißen Riesen" als Maskottchen, wie der aus dem Siegerland nach Sachsen eingewanderte Spies in Archiven entdeckte.

Gern würde Riese Spies nun als Senioren-Version wieder loslegen, Gesellschaften beglücken, für die Stadt werben und Führungen anbieten. Aber Corona macht auch Maskottchen arbeitslos.

"Bis jetzt hatte ich 952 Auftritte als Riese - und wenn Corona nicht gekommen wäre, hätte ich die 1000 längst geknackt."

Übrigens: Als Braumeister ist der Bärtige gerade mal 1,84 Meter groß - als Maskottchen stattliche 2,05 Meter. Es seien die Stiefel, die ihn zum Riesen machen, verrät Spies sein 21 Zentimeter großes Dienstgeheimnis.