Eingeschleppte Zeckenart: Auf Sachsens Wiesen lauert tödliche Gefahr für Hunde

Leipzig - Unbehandelt endet diese Infektion zu 100 Prozent tödlich! In Sachsen erkranken immer mehr Vierbeiner an Hunde-Malaria (Babesiose). Schuld ist eine aus Süd- und Osteuropa eingewanderte Zeckenart, die sich vor allem in den Großräumen Leipzig und Dresden angesiedelt hat.

Vier bis fünf an Babesiose erkrankte Hunde behandelt der Torgauer Tierarzt Bernd Walloschke (43) wöchentlich in seiner Praxis. Unerkannt führt die Infektion zum Tode. (Symbolfoto)
Vier bis fünf an Babesiose erkrankte Hunde behandelt der Torgauer Tierarzt Bernd Walloschke (43) wöchentlich in seiner Praxis. Unerkannt führt die Infektion zum Tode. (Symbolfoto)  © Sven Hoppe/dpa

Sie ist größer als der heimische Holzbock, hat ein braun-weiß gezeichnetes Schild und fällt zu Dutzenden über ihre Opfer her: die Auwaldzecke, auch Bunt- oder Wiesenzecke genannt. Der Parasit befällt einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover zufolge fast ausschließlich Hunde.

Die Zecke bevorzuge helle Standorte mit hohem Grasbewuchs, etwa Wiesen und Übergangszonen am Waldrand, erklärt Prof. Christina Stube, Direktorin des Instituts für Parasitologie.

In Sachsen hat sich die seit der Jahrtausendwende offenbar von aus dem Ausland importierten Hunden eingeschleppte Zeckenart vor allem auf den Wiesen entlang von Elbe und Mulde angesiedelt. Die Landkreise Nordsachsen, Leipzig und der Großraum Dresden-Meißen gelten als Hotspots.

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Was die Wiesenzecke so gefährlich macht, ist ihr "Untermieter" - der Babesiose-Erreger. "Als Überträger der lebensbedrohlichen Babesiose des Hundes spielt diese Zeckenart vor allem für die Tiergesundheit eine Rolle", erklärt Expertin Strube.

Wie dramatisch das in der Praxis aussieht, erlebt gerade der Torgauer Tierarzt Bernd Walloschke (43). Sei Hunde-Malaria früher ein seltenes Mitbringsel von Urlaubsreisen gewesen, habe es in diesem Jahr eine massive Zunahme gegeben, erzählt Walloschke: "Wir behandeln jetzt vier bis fünf Fälle wöchentlich - Tendenz steigend."

Professorin Christina Strube erforscht an ihrem Institut für Parasitologie in Hannover die eingeschleppten Zecken.
Professorin Christina Strube erforscht an ihrem Institut für Parasitologie in Hannover die eingeschleppten Zecken.  © Tierärztlichen Hochschule Hannover

Hunde-Malaria ist in Sachsen auf dem Vormarsch

Gefährlicher Parasit: Die Auwaldzecke, auch Wiesenzecke genannt, kann den für Hunde lebensgefährlichen Babesiose-Erreger in sich tragen. Wer solch ein Exemplar findet, kann es an das Institut für Parasitologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Bünteweg 17, 30559 Hannover) schicken.
Gefährlicher Parasit: Die Auwaldzecke, auch Wiesenzecke genannt, kann den für Hunde lebensgefährlichen Babesiose-Erreger in sich tragen. Wer solch ein Exemplar findet, kann es an das Institut für Parasitologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Bünteweg 17, 30559 Hannover) schicken.  © DPA

Anzeichen für eine akute Babesiose seien Antriebs- und Appetitlosigkeit, Fieber, Blässe und ein durch Blut rötlich-braun verfärbter Urin. "Unbehandelt verläuft die Krankheit immer tödlich", erklärt Walloschke, dessen Praxis sich auf die Behandlung dieser Infektionskrankheit spezialisiert hat.

Die Imidocarb-Spritzen, mit denen der Tierarzt die Hunde therapiert, bezieht er aus dem Ausland. "Hier gibt es die Präparate noch nicht." Nach zwei Injektionen innerhalb von 14 Tagen seien die meisten Hunde wieder fit.

Und noch eine Besonderheit gibt es: Wiesenzecken fallen in Scharen über ihre Opfer her. "40 bis 50 Zecken pro Hund sind keine Seltenheit", so Walloschke. Die Parasiten sollten sofort aus dem Fell gekämmt werden. Besser: "Die Hunde mit einem ganzjährigen Zeckenschutz ausstatten." Denn Wiesenzecken sind auch im Herbst und Winter aktiv.

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Wie viele der Zecken tatsächlich Babesien in sich tragen, ist derzeit noch unklar. Wissenschaftlerin Strube will mit ihrer Studie gerade dies erforschen. Sie bittet betroffene Hundehalter deshalb, ihr (tote) Wiesenzecken mit Ortsangabe ins Labor nach Hannover zu schicken.

Die Elbwiesen in Tolkewitz - vor allem auf solch hellen Grasflächen entlang der Flüsse und an Waldesrändern wartet die Wiesenzecke auf ihre Opfer.
Die Elbwiesen in Tolkewitz - vor allem auf solch hellen Grasflächen entlang der Flüsse und an Waldesrändern wartet die Wiesenzecke auf ihre Opfer.  © Steffen Füssel

Übrigens: Menschen, so Prof. Strube, würden von Wiesenzecken nur sehr selten gestochen.

Titelfoto: Montage DPA ; Steffen Füssel

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