Schlechter Scherz? Stasi-Check für Stadträtin (29)!

Freital - Es klingt nach einem schlechten Scherz: Der Freitaler Stadtrat beschließt die Überprüfung aller Ratsmitglieder auf frühere Stasi-Tätigkeit. Soweit nicht ungewöhnlich. Aber: Davon nicht ausgenommen ist Lydia Engelmann, geboren 1990.

Die Stasi-Unterlagenbehörde in Berlin prüft, ob Stadträte in Freital eine Stasi-Vergangenheit haben. Nach 1972 Geborene werden aber nicht geprüft.
Die Stasi-Unterlagenbehörde in Berlin prüft, ob Stadträte in Freital eine Stasi-Vergangenheit haben. Nach 1972 Geborene werden aber nicht geprüft.  © imago images/phototek

"Die DDR und somit auch die Stasi kenne ich selbst nur noch aus Erzählungen meiner (Groß-)Eltern und durch meine Arbeiten während des Studiums", meint die angehende Lehrerin.

Gestellt wurde der Antrag "aus Tradition", bestätigt Oberbürgermeister Uwe Rumberg (61, CDU): "Seit 1990 wird dieser Antrag zu Beginn jeder Stadtratsperiode im Freitaler Stadtrat gestellt."

Engelmann: "Leider war ich zu der betreffenden Stadtratssitzung erkrankt. Sonst hätte ich den Sinn des Antrags in der vorgelegten Form bereits in der Sitzung angezweifelt und meine Erheiterung zum Ausdruck gebracht." Sinn oder Unsinn? Trotz Beschluss ist die Überprüfung freiwillig.

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Hintergrund: Laut dem 1991 erlassenen Stasiunterlagengesetz dürfen Mitglieder der Bundes- und Landesregierung, kommunale Vertreter, Soldaten, Richter und Beschäftigte im öffentlichen Dienst ab einer bestimmten Besoldungsstufe auf frühere Stasi-Tätigkeiten überprüft werden.

Im Freitaler Rathaus sollen sogar Wendekinder zum Stasi-Check. Grund: Der Stadtratsantrag war zu allgemein gefasst.
Im Freitaler Rathaus sollen sogar Wendekinder zum Stasi-Check. Grund: Der Stadtratsantrag war zu allgemein gefasst.  © Amac Garbe

So gingen beim Amt des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen (BStU) insgesamt 46 Ersuche zu 586 Personen aus sächsischen Stadt- und Gemeinderäten in der vergangenen Wahlperiode (25. Mai 2014 bis 26. Mai 2019) ein.

Darunter fanden sich 19 Hinweise auf eine inoffizielle Stasi-Mitarbeit.

Allerdings wird nur geprüft, wer vor dem 12. Januar 1972 geboren ist.

Grund: "Die Mitarbeit als Minderjähriger darf nicht bekannt gegeben werden", erklärt BStU-Sprecherin Dagmar Hovestädt.

Lydia Engelmann (29) nimmt's mit Humor.
Lydia Engelmann (29) nimmt's mit Humor.  © Stefan Kraft

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