Gottesdienste "light": So halten es die Religionen in Chemnitz

Chemnitz - Beten ist wieder erlaubt - in kleiner Runde. Sachsen ließ seit Wochenanfang Gottesdienste mit maximal 15 Menschen zu. Doch nicht jede Gemeinde öffnet ihre Pforten.
Gottesdienst mit Einschränkungen: Kaplan Markus Ruhs führte am Freitagabend das Ritual in der Probsteikirche durch.
Gottesdienst mit Einschränkungen: Kaplan Markus Ruhs führte am Freitagabend das Ritual in der Probsteikirche durch.  © Uwe Meinhold

Die Synagoge in der Stollberger Straße ist geschlossen. "Im Judentum ist es möglich, auch überall allein zu beten", sagt Ruth Röcher, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz.

Diese hat derzeit 550 Mitglieder, Gottesdienste finden normalerweise jeden Freitagabend und Samstagmorgen sowie zu den jüdischen Feiertagen statt. Die gemeinsamen Gebetsrunden werden mittlerweile von Gemeindemitgliedern durchgeführt, da die Synagoge seit 2018 keinen eigenen Rabbi hat – nur einmal pro Monat kommt ein Gastrabbiner vorbei.

"Die Moschee in der Zieschestraße bleibt geschlossen - wir wissen ja nicht, wer alles zu den Gebeten kommt", sagt Vorstand Enis Sezgi (20). Das Gebetshaus ist dem türkischen Dachverband DITIB unterstellt, dieser arbeitet gerade an einem Moscheeöffnungskonzept für Deutschland. 

Muslime trifft die Pandemiezeit besonders: Am Freitag begann der Fastenmonat Ramadan (Ende: 24. Mai), das gemeinsame Ritual des Fastenbrechens in den Moscheen nach Sonnenuntergang fällt derzeit aus.

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"Wir haben am Mittwoch den ersten Gottesdienst gefeiert", freut sich Michael Fox (60), Diakon der "Katholischen Pfarrei Heilige Mutter Teresa". Auch am Freitag fand ein Abendgottesdienst in der Propsteikirche St. Johannes Nepomuk (Hohe Straße 1) statt – mit Sicherheitsabstand und Desinfektionsmöglichkeiten. Zudem verzichten die Katholiken auf Weihwasser.

Evangelische Pfarrerin will "offene Kirche, aber keinen Gottesdienst"

Beten, aber bitte mit Abstand: So sah Samstag das Mittagsgebet in der Jacobikirche aus.
Beten, aber bitte mit Abstand: So sah Samstag das Mittagsgebet in der Jacobikirche aus.  © Sven Gleisberg
Ein Hinweisschild weist auf den Sicherheitsabstand hin.
Ein Hinweisschild weist auf den Sicherheitsabstand hin.  © Sven Gleisberg
Pfarrer Stephan Tischendorf (39) ist Sprecher des evangelisch-lutherischen Kirchenbezirks Chemnitz.
Pfarrer Stephan Tischendorf (39) ist Sprecher des evangelisch-lutherischen Kirchenbezirks Chemnitz.  © Ev.-luth. Kirchenbezirk Chemnitz

"Wir wollen am Sonntag offene Kirche, aber keinen Gottesdienst machen", sagt Dorothee Lücke (51), Pfarrerin der 2.800 Mitglieder starken evangelischen Gemeinde "St.-Jakobi-Kreuz". Sie führt aber Mittagsgebete in der Jacobikirche um 12 Uhr durch, freilich unter den Auflagen des Freistaats. Am 3. Mai soll das Sonntagsgebet in der Kirche auf dem Markt im MDR-Kultur-Radio gesendet werden - ohne Besucher.

Ansonsten sieht es recht mau für die rund 28.000 evangelischen Chemnitzer Christen aus, wie Pfarrer Stephan Tischendorf (39), Sprecher des Kirchenbezirks, erläutert: „Die meisten Kirchgemeinden haben sich dafür entschieden, vorerst weiter auf Gottesdienste zu verzichten.

Sie begründen das zum einen damit, dass auch sonst keine Veranstaltungen erlaubt seien und somit aus Solidarität mit anderen in der Gesellschaft.

Und zum anderen mit der Verantwortung, die man gegenüber den Gottesdienstbesuchern habe, die man schützen wolle – und außerdem mit schlicht praktischen Überlegungen: Wie soll mit dem 16. Besucher umgegangen werden?“

Titelfoto: Uwe Meinhold/Sven Gleisberg

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