Knuffige Kuh aus Polen eingewandert: Sachsen wird vom Elch geknutscht

Königswartha - Ich glaub, mich knutscht ein Elch! Das werden sich seit einigen Tagen Bewohner der Oberlausitz denken. Denn eine ausgewachsene Elchkuh ist aktuell auf Streifzug durch Ostsachsen. Auch wenn die größte Hirschart meist gutmütig bis knuddelig wirkt - man sollte gebührenden Abstand halten.

Auf dem Gelände des Caminauer Kaolinwerkes spazierte am Dienstag, dem 11. Juli, ein Elch umher, ohne sich vom Produktionsbetrieb stören zu lassen.
Auf dem Gelände des Caminauer Kaolinwerkes spazierte am Dienstag, dem 11. Juli, ein Elch umher, ohne sich vom Produktionsbetrieb stören zu lassen.  © Antje Voigt / Caminauer Kaolinwerk GmbH

Die Mitarbeiter im Caminauer Kaolinwerk trauten am Dienstagmorgen, dem 11. Juli, ihren Augen kaum. Trotz laufender Produktion sei ein Elch ruhig und gelassen übers Betriebsgelände getrottet, sogar an den Verwaltungsgebäuden entlangspaziert, berichtete Werksleiter Thomas Scholze (36).

Die aus Polen eingewanderte Elchkuh wurde zuvor schon im Kreis Görlitz gesehen - etwa in Weißwasser und Trebendorf. Am gestrigen Mittwoch entdeckten dann Autofahrer das majestätische Tier bei Panschwitz-Kuckau und nahe der A4 bei Uhyst.

"Es ist ein ausgewachsenes Weibchen, etwa 300 Kilogramm schwer", sagte Michael Striese (52). Der Boxberger Diplom-Biologe erforscht die Elche seit Jahrzehnten und gilt als ausgewiesener Experte.

Sachsens Elch-Forscher Michael Striese (52) empfiehlt einen Mindestabstand von 20 Metern zu den imposanten Tieren.
Sachsens Elch-Forscher Michael Striese (52) empfiehlt einen Mindestabstand von 20 Metern zu den imposanten Tieren.  © Miriam Schönbach/dpa

Dass die Elchdame in Sachsen heimisch werden möchte, glaubt er nicht. "Es gibt bei uns keine Elch-Population. Die Tiere, die man hier ab und an sieht, kommen aus Polen oder Tschechien und kehren auch dorthin wieder zurück."

Kaum Scheu, jedoch nicht ungefährlich für Menschen

Bei dem Tier soll es sich um eine ausgewachsene Elchkuh aus Polen handeln.
Bei dem Tier soll es sich um eine ausgewachsene Elchkuh aus Polen handeln.  © Antje Voigt / Caminauer Kaolinwerk GmbH

Die aktuell an der Grenze aufgespannten Schweinepest-Schutzzäune hindern die Elche übrigens nicht am Besuch. "Da steigen sie locker drüber."

Warum sich Elche, anders als Wölfe, nicht in Sachsen ansiedeln wollen, sei ihm "rätselhaft", sagt Striese. Gerade in Ostsachsen hätten die Pflanzenfresser alles, was sie bräuchten.

Vielleicht ist das noch eine Nachwirkung der 1980er-Jahre. "In der DDR wurden Elche sofort erschossen", berichtet der Biologe. Die SED-Oberen hätten kein zusätzliches Schalenwild haben wollen, das den Wald auffrisst.

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Tatsächlich ist der Hunger der Blatt- und Geästvertilger beachtlich: "Man sagt, ein ausgewachsener Elch frisst im Jahr einen Hektar Wald", erzählt Striese.

Auch wenn die Tiere mit ihren putzigen Ohren "knuffig" aussehen und kaum Scheu zeigen, sollte man sich ihnen nicht nähern. "Wenn sie sich bedrängt fühlen, treten sie gezielt mit Vorder- und Hinterhufen aus", warnt der Elch-Experte.

Die weitaus größere Gefahr für den Menschen lauere aber im Straßenverkehr, weiß Striese. In Ländern mit großer Elch-Population komme es regelmäßig zu schweren Unfällen mit plötzlich auf der Straße stehenden Elchen, die ausgewachsen schon mal 800 Kilo auf die Waage bringen.

Titelfoto: Fotomontage: Antje Voigt / Caminauer Kaolinwerk GmbH//Miriam Schönbach/dpa

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