Kostenexplosion! Erste Brauerei in Sachsen macht dicht

Großröhrsdorf - Die erste sächsische Brauerei macht dicht, weil die Kosten überschäumen: das "Böhmisch Brauhaus" in Großröhrsdorf (Landkreis Bautzen). Andere kleine Brauereien könnten nachziehen, befürchtet der Sächsische Brauerbund.

Das "Böhmisch Brauhaus" in Großröhrsdorf braut kommenden Winter seine letzten Biere.
Das "Böhmisch Brauhaus" in Großröhrsdorf braut kommenden Winter seine letzten Biere.  © Eric Münch

Das "Böhmisch Brauhaus" hat in seiner rund 130-jährigen Geschichte Kriege und Krisen überstanden, doch der aktuelle Kosten-Schock bringt das Fass zum Überlaufen.

"Wenn wir uns künftig auf der Grundlage der aktuellen Preise für Strom und Gas mit Energie versorgen müssten, würden uns die Mehrkosten in den sicheren Ruin treiben", sagt Chef Stefan Tentler (49).

Nicht nur Strom, Gas und Gerste sind teuer geworden, selbst Kronkorken seien innerhalb eines Jahres um fast 60 Prozent im Preis gestiegen.

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"Die Situation auf dem Biermarkt lässt es nicht zu, die rasanten Preissteigerungen auch nur annähernd angemessen auf den Bierpreis umzulegen, zumal schon in der Vergangenheit immer mehr Käufer auf Angebots- und 'Billigbiere' ausgewichen sind", so Tentler.

Ab Februar bleibt der Braukessel kalt.

Noch gibt es rund 80 Brauereien in Sachsen

Dieses Logo wird bald von der Bildfläche verschwinden.
Dieses Logo wird bald von der Bildfläche verschwinden.  © Eric Münch
Der Braukessel im "Böhmisch Brauhaus" hat demnächst ausgedient.
Der Braukessel im "Böhmisch Brauhaus" hat demnächst ausgedient.  © Eric Münch
Brauerei-Chef Stefan Tentler (49) hat sich schweren Herzens entschlossen, den Betrieb einzustellen.
Brauerei-Chef Stefan Tentler (49) hat sich schweren Herzens entschlossen, den Betrieb einzustellen.  © privat

Bierernst ist auch die Stimmung beim Sächsischen Brauerbund: "Diese Preise kann auf Dauer keiner durchhalten", sagt Geschäftsführer Thomas Gläser (50).

Rund 80 Brauereien gibt es ihm zufolge in Sachsen, meist kleine Betriebe. "Die Vielfalt droht zu sinken." Gläser hofft, dass die Politik etwa eine neue Kurzarbeits-Regelung schafft, die Brauereien abfängt, wenn sie zeitweise nicht mehr produzieren können.

Der Kampf der Kleinen zeigt sich auch in der Chemnitzer "Einsiedler"-Brauerei. Von ihr gab es den Kasten "Helles" vor der Krise für etwa zwölf Euro. "Am Ende wird der Kasten 15 oder 16 Euro kosten müssen", sagt die kaufmännische Leiterin Sandra Frenzel (46).

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Trotzdem gibt sie Hopfen und Malz nicht verloren: "Ich gehe davon aus, dass wir durchkommen - aber mit zwei blauen Augen."

Titelfoto: Montage: Eic Münch, privat

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