Lauterbachs Krankenhaus-Reform: Landkreise zittern um ihre Kliniken

Dresden - Die neuen Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) für eine Krankenhausreform stoßen in Sachsen auf große Skepsis und Widerstand.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60) will Reformen für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung auf den Weg bringen. Viele Landesregierungen und Klinikbetreiber begleiten kritisch seine Pläne.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60) will Reformen für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung auf den Weg bringen. Viele Landesregierungen und Klinikbetreiber begleiten kritisch seine Pläne.  © imago/Future Image

"Die aktuellen Reformpläne des Bundesgesundheitsministeriums haben Vor-, aber auch Nachteile für unseren Landkreis", erklärt dazu Kati Kade (49), die Beigeordnete für Gesundheit, Soziales und Ordnung des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Lauterbach strebt eine Abkehr vom System der Fallpauschalen an, um den ökonomischen Druck von den Krankenhäusern zu nehmen. Gleichzeitig will er die Spezialisierung der Hospitäler vorantreiben und eine sogenannte Vorhaltepauschale einführen, die gerade kleinen Standorten im ländlichen Raum zugutekommen könnte.

"Die restriktiven Kombinationen von Leistungsgruppen und Krankenhaus-Leveln könnten dagegen die Erreichbarkeit der Einrichtungen verschlechtern, ohne einen nachweisbaren Beitrag für eine gute Patientenversorgung zu leisten", schränkt Kati Kade aber ein.

Kati Kade (49, CDU) ist Beigeordnete des Landrates für Gesundheit, Soziales und Ordnung.
Kati Kade (49, CDU) ist Beigeordnete des Landrates für Gesundheit, Soziales und Ordnung.  © Daniel Förster
Die Asklepios Sächsische Schweiz Klinik in Sebnitz bietet Grundversorgung in der Sächsischen Schweiz. Patienten werden stationär und ambulant von insgesamt mehr als 300 Mitarbeitern betreut.
Die Asklepios Sächsische Schweiz Klinik in Sebnitz bietet Grundversorgung in der Sächsischen Schweiz. Patienten werden stationär und ambulant von insgesamt mehr als 300 Mitarbeitern betreut.  © Thomas Türpe
Asklepios Orthopädische Klinik Hohwald in Neustadt in Sachsen ist ein Fachkrankenhaus. Der Landkreis stimmt sich ab mit den Geschäftsführungen der Krankenhäuser in Pirna, Freital/Dippoldiswalde und Sebnitz/Hohwald.
Asklepios Orthopädische Klinik Hohwald in Neustadt in Sachsen ist ein Fachkrankenhaus. Der Landkreis stimmt sich ab mit den Geschäftsführungen der Krankenhäuser in Pirna, Freital/Dippoldiswalde und Sebnitz/Hohwald.  © Steffen Füssel
Ein Rettungswagen mit Blaulicht im Einsatz. Um die Entwicklung der medizinischen Infrastruktur wird gegenwärtig gerungen.
Ein Rettungswagen mit Blaulicht im Einsatz. Um die Entwicklung der medizinischen Infrastruktur wird gegenwärtig gerungen.  © dpa/Boris Roessler

Müller: "Über sächsische Krankenhäuser muss in Dresden und nicht in Berlin entschieden werden"

Ärzte bei einer Hüft-OP. Das deutsche Gesundheitswesen muss reformiert werden. Über das "Wie" streitet man sich.
Ärzte bei einer Hüft-OP. Das deutsche Gesundheitswesen muss reformiert werden. Über das "Wie" streitet man sich.  © dpa/Bernd Weißbrod

Die Beigeordnete befürchtet, dass sich durch die Reform die Patientenströme deutlich verschieben und sich Wege und Wartezeiten verlängern werden. Gerade die Einstufung der Krankenhäuser wird spürbare Auswirkungen auf die medizinische Infrastruktur im Landkreis haben, meint sie.

Veronika Müller (40) will das nicht hinnehmen. Die Vize-Geschäftsführerin des sächsischen Landkreistages sagt: "Über sächsische Krankenhäuser muss in Dresden und nicht in Berlin entschieden werden. Wir brauchen eine Politik, die eine verlässliche Versorgung im ländlichen Raum garantiert."

Bis zum Sommer 2023 sollen die Gespräche zwischen Bund und Ländern in einen Gesetzentwurf münden.

Das sind Sachsens Gesundheitseinrichtungen

Allein 51 Reha- und Vorsorgeeinrichtungen mit 8600 Betten stehen Sachsens Patienten zur Verfügung.
Allein 51 Reha- und Vorsorgeeinrichtungen mit 8600 Betten stehen Sachsens Patienten zur Verfügung.  © Jens Büttner/dpa
Gesundheitsministerin Petra Köpping (64, SPD).
Gesundheitsministerin Petra Köpping (64, SPD).  © Steffen Füssel

In Sachsen gibt es 78 Krankenhäuser mit insgesamt 25.151 Betten sowie 51 Reha- und Vorsorgeeinrichtungen mit 8600 Betten. Die Größe der Krankenhäuser ist dabei sehr unterschiedlich. So nennt die Statistik im Landkreis Bautzen acht Krankenhäuser mit insgesamt 1662 Betten. Die drei Chemnitzer Kliniken besitzen zusammen 2242 Betten.

Die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping (64, SPD) treibt gegenwärtig die regionale Krankenhausplanung voran. Dabei geht es ihr vor allem auch um Klinikkapazitäten und Fachausrichtungen. Sie wünscht und fordert dabei mehr Engagement der Landkreise. Diese sollen sich in Regionalkonferenzen einbringen.

Vergangene Woche beschäftigte sich der Landtag mit der künftigen Krankenhauslandschaft von Sachsen. Die Union pocht in der Debatte um die bundesweite Krankenhausreform auf Befugnisse des Landes.

So lehnt MP Kretschmer (47, CDU) grundsätzlich Eingriffe des Bundes in die Krankenhäuser-Infrastruktur ab.

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe/IMAGO/Future Image

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