Ludmila Mischke sammelt Spenden für die Ukraine: Russisch-Lehrerin aus DDR-TV bangt um Bruder

Von Thomas Gillmeister

Lossatal/Berlin - Sie war die Frontfrau im DDR-Schul-TV: Ludmila Mischke (74). Die gebürtige Ukrainerin brachte per Bildschirm einer ganzen Nation Russisch bei. Der Krieg jetzt bedroht auch ihre Verwandten in der Ukraine. Der Kontakt zum Bruder, der in der umkämpften Hafenstadt Berdjansk lebt, ist abgebrochen.

Ludmilla Mischke (74) gab stets eine gute Lehrerin ab.
Ludmilla Mischke (74) gab stets eine gute Lehrerin ab.  © picture point/Sven Sonntag

Als zur besten Sendezeit eine TV-Mitarbeiterin im russischen Staatsfernsehen mit einem Anti-Kriegs-Plakat live protestierte, musste Ludmila Mischke daran denken, wie sie ihre Fernsehkarriere in den 1960er-Jahren in Odessa begann. "Wir sendeten ganz ausgeglichen in Russisch und Ukrainisch. Es gab keinerlei Probleme", erinnert sie sich.

Der Liebe wegen zog Ludmila Mischke dann in die DDR. Sie wurde das Gesicht der legendären Schul-TV-Sendung "Wir sprechen Russisch". Mehrere Generationen von Schülern paukten mit ihr Vokabeln.

Den Kontakt zur Heimat hat Ludmila immer aufrechterhalten. In der ukrainischen Hafenstadt Berdjansk am Asowschen Meer leben ihr Bruder und mehrere Verwandte.

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Als der Krieg ausbrach, schickte sie ihnen sicherheitshalber noch 500 Euro, damit sie über die Runden kommen. Das Geld kam an. Doch wenige Tage später ist der WhatsApp-Kontakt zu ihnen abgebrochen.

Seitdem lebt Ludmila Mischke in Angst um ihren Bruder, in Angst um ihre Landsleute. "Es ist wie ein Albtraum, der nicht enden will", erzählt Ludmila Mischke traurig.

Mitte der 60er-Jahre arbeitete sie als Ansagerin beim sowjetischen Regionalfernsehen in Odessa.
Mitte der 60er-Jahre arbeitete sie als Ansagerin beim sowjetischen Regionalfernsehen in Odessa.  © picture point/Sven Sonntag

Ludmila Mischke bangt um ihre Familie in der Ukraine

Als Jugendliche lebte Ludmilla mit ihrer Familie in der Ukraine.
Als Jugendliche lebte Ludmilla mit ihrer Familie in der Ukraine.  © picture point/Sven Sonntag

Umso mehr zieht sie den Hut vor solch einer mutigen Aktion, wie der von der russischen TV-Journalistin Marina Owsjannikowa, die auf ihre Art im Fernsehstudio unerschrocken gegen die Kriegspropaganda auf die Barrikaden ging.

Auch Ludmila will nicht nur aus der Ferne tatenlos zuschauen. Sie beteiligt sich an Spendensammlungen für zwei ukrainische Kinderheime.

Dabei freut sie sich, wie engagiert Freunde und Bekannte dabei sind, besonders auch aus dem Örtchen Lossatal bei Wurzen, in dem sie lange Zeit lebte.

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Demnächst kümmert sich die dreifache Mutter um traumatisierte Kinder aus dem Kriegsgebiet. Denn ihr Herz wird immer für die Ukraine schlagen.

Titelfoto: Montage PICTURE POINT/Sven Sonntag

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