Meisterdrechsler verwandelt Baumwurzeln in kugelrunde Kunst
Borthen - Wurzeln sind die unterirdische Krone eines Baumes. Für Peter Bortig (77) aus Borthen sind sie ein ganz besonders kostbarer Werkstoff. Der Gärtnermeister im Ruhestand drechselt aus Wurzelholz Kugeln und Schalen mit nahezu meditativer Ausstrahlung. Dutzende von ihnen sind gerade in der Kamelienschau auf Schloss Zuschendorf zu bewundern.

Borsigs Kunstwerke schmeicheln Hand und Seele. "Meine erste Holzkugel habe ich vor 25 Jahren aus einer Blutpflaume gedrechselt", erinnert sich Bortig.
Über 250 folgten, von der Größe eines Tennisballes bis hin zu einem Durchmesser von einem Meter. Jede ein Unikat. Nicht nur wegen der unterschiedlichen Hölzer. Die Wuchsrichtung der Wurzeln beeinflusst die Maserung, hinterlässt Krater und Schluchten in den Holzkugeln.
"Die Robinie ist mein Lieblingsholz. Ein sehr hartes Holz, das den gesamten Mann an der Drechselbank fordert", weiß Bortig.
Während er mit seinem Eisen Birkenholz wie Butter schneidet, stemmt er sich mit aller Kraft gegen die Robinie - und muss zudem aller Minuten das Drechseleisen nachschärfen.
Nicht immer sind Erde und Steine selbst mit einem Hochdruckreiniger komplett aus der Wurzel zu entfernen. Darunter leidet der Stahl.



"Schon 15 Jahre habe ich in meiner Werkstatt eine Apfelbaumwurzel liegen"
Auf Flachwurzler wie Fichten ist Bortig nicht scharf. Er sucht Wurzeln, die in die Tiefe gehen - auch wenn er sie selbst ausgraben muss. "Nicht immer kommt ein kleiner Bagger ran, dann muss ich selbst ran."
Manchmal hat Bortig aber auch Glück, wenn er in einem Schuppen Holz findet, das schon Jahrzehnte abgelagert ist.
Geduld muss er haben - und Ehrfurcht vor dem Holz. "Schon 15 Jahre habe ich in meiner Werkstatt eine Apfelbaumwurzel liegen. In diesem Jahr werde ich mich an sie wagen ..."
Titelfoto: Norbert Neumann