Nach Dauerregen am Samstag Land unter: Flut-Chaos in der Sächsischen Schweiz

Bad Schandau - Nun hat das Unwetter auch in Sachsen zugeschlagen: Am Sonnabend kam es im Freistaat zu Starkregen, der die Flüsse über die Ufer treten ließ. In kürzester Zeit standen Straßen und Keller unter Wasser, auch der Zugverkehr kam zum Erliegen. Aber wenigstens gab es keine Verletzten oder gar Tote.

Bürgermeister Thomas Kunack (43, WV Tourismus), Innenminister Roland Wöller (50, CDU) und Landrat Michael Geisler (61, CDU) informierten sich über die Lage in Bad Schandau.
Bürgermeister Thomas Kunack (43, WV Tourismus), Innenminister Roland Wöller (50, CDU) und Landrat Michael Geisler (61, CDU) informierten sich über die Lage in Bad Schandau.  © Marko Förster

Ab dem Nachmittag regnete es am Samstag in Strömen, was sich schnell in den Flüssen bemerkbar machte: "Wir hatten eine Extremsituation", sagt Karin Bernhardt (60) vom Landeshochwasserzentrum.

"Mit Ausnahme der Weißen Elster und des Elbstroms gab es überall eine Hochwasserwarnlage."

Besonders heftig zeigte sich das an den Flüssen Kirnitzsch, Sebnitz und Polenz. Dort fielen teilweise über 100 Liter pro Quadratmeter.

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Sachsen Innenminister rüstet massiv auf: Hunderte neue Polizisten für Sachsen!

Mit dramatischen Folgen: Betroffene Uferanwohner versuchten verzweifelt, ihre Grundstücke mit Sandsäcken zu sichern. Teilweise mussten Rettungskräfte, auch mithilfe der Bundespolizei, Bewohner evakuieren. Triebwagen der berühmten Kirnitzschtalbahn standen unter Wasser.

Kleingießhübel und Reinhardtsdorf-Schöna waren kurzzeitig abgeschnitten. Die Bundesstraße 172 zwischen Pirna und Schmilka musste gesperrt werden.

Eine Schlammlawine hat das Fernverkehrsgleis Dresden-Prag verschüttet. Bahnreisende waren am Bahnhof Bad Schandau "gestrandet", Busse übernahmen den Ersatzverkehr. Auch am gestrigen Sonntagabend war die Strecke noch nicht wieder freigegeben.

Aber auch in der Lausitz spitzte sich die Lage zu: Am Pegel Zittau 1 wurde die höchste Warnstufe 4 ausgerufen.

Bei Königswartha trat das Hoyerswerdaer Schwarzwasser über die Ufer, dort konnte das erst 2021 sanierte Rückhaltebecken in Göda aber Schlimmeres verhindern. In Neukirch/Lausitz ließ die Wesenitz mehrere Keller volllaufen.

Die Kirnitzschtalbahn blieb im Hochwasser stecken.
Die Kirnitzschtalbahn blieb im Hochwasser stecken.  © Marko Förster
Eine Schlammlawine blockiert seit Sonnabend die Gleise zwischen Decin und Bad Schandau.
Eine Schlammlawine blockiert seit Sonnabend die Gleise zwischen Decin und Bad Schandau.  © Daniel Förster
Am Sonntag begann an allen Ecken das Aufräumen.
Am Sonntag begann an allen Ecken das Aufräumen.  © xcitepress
Besonders heftig betroffen war der Ortsteil Krippen.
Besonders heftig betroffen war der Ortsteil Krippen.  © xcitepress
Lenka Zemanova (43) wollte nach Prag, strandete aber in Bad Schandau.
Lenka Zemanova (43) wollte nach Prag, strandete aber in Bad Schandau.  © Daniel Förster

Hochwasser in Sachsen: Bürgermeister geht von einem Millionenschaden aus

Immerhin: Am Sonntag waren alle Pegel wieder in den ungefährlichen Bereich gefallen.

Sofort begannen überall erste Aufräumungsarbeiten. Innenminister Roland Wöller (50, CDU) machte sich in Bad Schandau, das besonders von der Flut betroffen war, ein Bild von der Lage: "Dank an die Rettungskräfte, Feuerwehr und THW für umsichtige und schnelle Hilfe", so der Politiker.

Bad Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack (43, WV Tourismus) bleibt trotz der Katastrophe optimistisch: "Es sind punktuelle Schadensereignisse". Alle Einschränkungen sollten noch Sonntagabend wieder aufgehoben werden.

Dann sind die Statiker am Zug, die umspülte Häuser untersuchen müssen. Bürgermeister Kunack: "Die Ortsteile Krippen, Schmilka und die Zufahrt zum Ostrauer Berg sind stark betroffen. Die ersten Gutachter kommen am Montag."

Der Bürgermeister geht von einem Millionenschaden aus. Dennoch hat sich die Fluterfahrung im Ort ausgezahlt: So konnte die Kirnitzschtal-Klinik ihr Schott rechtzeitig schließen.

Update, 7.15 Uhr: Bahnstrecke Dresden-Prag wieder eingleisig befahrbar

Nachdem die Bahnstrecke Dresden-Prag wegen Bergungsarbeiten nach extremem Unwetter zwischenzeitlich voll gesperrt war, wird sie seit der Nacht zu Montag wieder eingleisig befahren.

Nach Angaben der Deutschen Bahn kann es jedoch durch die anhaltende Beeinträchtigung des Zugverkehrs zwischen Bad Schandau und dem tchechischen Dečin weiterhin zu Verspätungen von bis zu 60 Minuten und kurzfristigen Zug- und Haltausfällen kommen.

Neben der Zugstrecke mussten Helfer auch etliche Straßen von Schlamm, Geröll und umgestürzten Bäumen befreien. Nach Auskunft der Deutschen Bahn vom Sonntag wurde ein Busnotverkehr zwischen Dresden und Usti nad Labem eingerichtet.

Titelfoto: Marko Förster

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