Unwetter-Katastrophe jetzt auch in Sächsischer Schweiz und Oberlausitz

Bad Schandau/Neukirch/Zwickau - Das Unwetter erreichte am Samstag auch Sachsen. In weiten Teilen des Freistaats ist die Lage nach Dauer- und Starkregen chaotisch.

Zwei Männer laufen an einer Straße in Bad Schandau, die von der Kirnitzsch geflutet wurde.
Zwei Männer laufen an einer Straße in Bad Schandau, die von der Kirnitzsch geflutet wurde.  © DPA/Robert Michael

Bis zu 110 Liter je Quadratmeter gingen am gestrigen Samstag im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge nieder. Das brachte vor allem kleinere Flüsse zum Übertreten, was heftige Folgen hatte.

Die Polenz (höchste Alarmstufe) und Kirnitzsch sowie der Lachsbach fluteten nicht nur angrenzende Straßen. Sie breiteten sich bis in den Ortskern Bad Schandaus aus. Die Kleinstädte Neustadt, Sebnitz, Bad Schandau, Reinhardtsdorf-Schöna und Gohrisch waren zumindest teilweise nicht mehr erreichbar.

Das Landeshochwasserzentrum spricht gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) von einem "extremen Wasserstandsanstieg".

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Anwohner der Orte in der Sächsischen Schweiz waren teils vorbereitet, teils überrascht worden. Manche legten Sandsäcke vor Haustüren, verriegelten die Fenster. Andere konnten nur noch zusehen, wie das Wasser anstieg.

So auch die Betreiber der Kirnitzschtalbahn. Sie stellten den historischen Zug an der Kirnitzschtalklinik ab, hofften vermutlich das Beste. Doch die Wassermassen erreichten die gelben Waggons. Ob es Schäden gibt, kann erst am heutigen Sonntag untersucht werden. Laut Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) fallen momentan alle Fahrten aus.

Die historische Kirnitzschtalbahn fährt vorübergehend nicht.
Die historische Kirnitzschtalbahn fährt vorübergehend nicht.  © Marko Förster

Polizei: "Keine Verletzten"

Am Sonntagvormittag fasste die Dresdner Polizeidirektion das Einsatzgeschehen knapp zusammen: Die Beamten waren vor allem in der Region um Sebnitz gefordert. 21 Einsätze wurden verzeichnet.

Schwerpunkte im Geschehen waren überspülte Straßen, Schlamm- und Steinlawinen auf Fahrbahnen, geparkte Fahrzeuge in Gefahrenbereichen, notwendige Evakuierung von Personen aus gefährdeten Objekten.

Die gute Nachricht aus dem Revierbereich: "Verletzte Personen wurden nicht bekannt", teilten die Beamten mit.

Jano Neubauer (33) aus Nauen im brandenburgischen Havelland hat sich seinen Urlaub in der Sächsischen Schweiz anders vorgestellt.
Jano Neubauer (33) aus Nauen im brandenburgischen Havelland hat sich seinen Urlaub in der Sächsischen Schweiz anders vorgestellt.  © Marko Förster
Viele Hände, schnelles Ende: Mit vereinten Kräften versuchen Anwohner in Krippen, die Schäden durch das Unwetter zu begrenzen.
Viele Hände, schnelles Ende: Mit vereinten Kräften versuchen Anwohner in Krippen, die Schäden durch das Unwetter zu begrenzen.  © xcitepress

Bad Schandau geflutet, Zugreisende in Sächsischer Schweiz gestrandet

Die Ortsmitte von Bad Schandau gleicht einem See.
Die Ortsmitte von Bad Schandau gleicht einem See.  © Marko Förster

Auswirkungen hatte das Unwetter auch auf den internationalen Zugverkehr der Deutschen Bahn: Die Strecke von Prag über Dresden nach Berlin und Hamburg wurde in der Sächsischen Schweiz gesperrt. Nach Überschwemmungen kam es entlang der Gleise zu einem Erdrutsch.

Wie die Bahn mitteilte, würden die Fernzüge zurückgehalten werden.

Zu Schäden an den Fahrzeugen kam es nach derzeitigem Kenntnisstand nicht. Alle Züge konnten rechtzeitig vor dem verwüsteten Streckenabschnitt stoppen.

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Dies hatte jedoch zur Folge, dass einige Hundert Reisende in Bad Schandau strandeten, während der Ort immer weiter überflutet wurde.

Und auch der VVO musste eingreifen: Die S-Bahnen der Linie S1 enden zurzeit bereits in Bad Schandau. Die Weiterfahrt nach Schöna mit Stopps in Krippen und Schmilka entfällt.

Ersatzverkehre lassen sich zurzeit aufgrund der Straßenverhältnisse nicht einrichten.

Viele Reisende strandeten in Bad Schandau.
Viele Reisende strandeten in Bad Schandau.  © Daniel Förster
Diese Überschwemmung in der Sächsischen Schweiz macht den Zugverkehr an der Grenze zu Tschechien unmöglich.
Diese Überschwemmung in der Sächsischen Schweiz macht den Zugverkehr an der Grenze zu Tschechien unmöglich.  © Daniel Förster
Wo sonst eine Straße lang führt, ist nun die Kirnitzsch.
Wo sonst eine Straße lang führt, ist nun die Kirnitzsch.  © DPA/Robert Michael
Holz und Geröll hat die Kirnitzsch an eine Brücke gespült.
Holz und Geröll hat die Kirnitzsch an eine Brücke gespült.  © DPA/Robert Michael

Heftiger Unwetter in der Lausitz und dem Landkreis Zwickau

Eine überflutete Straße in Oberlungwitz.
Eine überflutete Straße in Oberlungwitz.  © dpa/André März

Nach dem Gewitter und Starkregen waren auch zahlreiche Straßen und Keller in Oberlungwitz in Westsachsen geflutet. Dort fielen Regenmengen von etwa 40 Litern je Quadratmeter.

In der Region wurden auch zwei Bundesstraßen und ein Supermarkt überflutet.

Die Feuerwehr musste zudem ein Hausdach sichern, nachdem dort ein Blitz einschlug und einen enormen Schaden hinterließ.

Ähnlich war die Lage auch in Ostsachsen. Im Landkreis Bautzen flutete etwa die Wesenitz zahlreiche Straßen und Grundstücke.

Anwohner waren zuvor dazu aufgerufen worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Der Deutsche Wetterdienst gab eine Warnung vor schweren Gewittern der Stufe 3 von 4 aus.

Das THW war bis in die späten Abendstunden im Einsatz, um Keller leer zu pumpen. Eine pflegebedürftige Person musste aus ihrem Haus gerettet werden.

Ebenfalls erreichte die Lausitzer Neiße in Zittau die Warnstufe 4 und überschritt diese sogar.

Ein Anwohner watet in Neukirch durch die Wesenitz, die sein Grundstück überflutet hatte.
Ein Anwohner watet in Neukirch durch die Wesenitz, die sein Grundstück überflutet hatte.  © xcitepress
In Neukirch trat die Wesenitz über die Ufer und verwandelte ganze Grundstücke in ein Flussbett.
In Neukirch trat die Wesenitz über die Ufer und verwandelte ganze Grundstücke in ein Flussbett.  © xcitepress

Update, 11.55 Uhr: Entwarnung an Nebenflüssen der Oberen Elbe

Auch in Bischofswerda stand das Wasser in der Nacht im Stadtgebiet.
Auch in Bischofswerda stand das Wasser in der Nacht im Stadtgebiet.  © Rocci Klein

Das Landeshochwasserzentrum hat Entwarnung gegeben. "Mit dem Nachlassen der Niederschläge ab den Nachtstunden beruhigte sich die Lage, und die Wasserführung in den Fließgewässern fiel deutlich", hieß es in einer Mitteilung.

Eine Alarmstufe wurde nur noch für die Wesenitz in Bischofswerda ausgegeben. Dort stand in der vergangenen Nacht die Fluss-Brühe noch bis ins Stadtzentrum. Jetzt herrscht die Warnstufe 1.

Die Wasserstände von Kirnitzsch und Lachsbach fielen inzwischen deutlich.

In der Sächsischen Schweiz laufen indes die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Vor allem müssten zur Stunde umgekippte Bäume weggeschafft und Straßen von Schlamm und Geröll befreit werden.

Die internationale Fernverkehrs-Bahnstrecke ist weiterhin dicht. Auch im Regionalverkehr geht noch nichts zwischen Bad Schandau und Tschechien.

Titelfoto: Montage: xcitepress (2), Marko Förster

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